Hamburg. Die österreichische Schriftstellerin las an ihrem Geburtstag in Hamburg aus ihrem Roman „Dicht“ – und war etwas peinlich berührt.
Stefanie Sargnagel hatte Geburtstag. 36 wurde die österreichische Schriftstellerin vergangenen Freitag, und weil sie sich gerade auf einer kleinen Deutschland-Tour befand, endete ihr Auftritt auf Kampnagel mit kollektivem Happy-Birthday-Singen. Sargnagel: bisschen peinlich berührt, bisschen angefasst. Aber doch irgendwie glücklich.
Thema der Lesung: Sargnagels 2020 erschienener, autobiografisch grundierter Roman „Dicht“. Eigentlich eine Coming-of-Age-Geschichte: eine Jugend in Wien-Währing, Kiffen, Rumhängen, alles recht unspektakulär. Aber in Sargnagels Vortrag, der weniger auf eine stringente Erzählung setzte als vielmehr auf ein anekdotenhaftes Beschreiben verschiedener Lebensstationen, war das vor allem die grundsympathische Charakterisierung einer Vorstadt-Bohème in den frühen Nullerjahren. Und wem das zu handlungsarm war, für den spielte das Wiener Elektropop-Duo Euroteuro zwischen den Kapiteln Achtzigersound zum Halbplayback, inklusive reizender Verpeiltheit.
Kampnagel: Stefanie Sargnagel liest in Hamburg aus „Dicht“
Auf den ersten Blick mochte „Dicht“ vor allem als Porträt einer orientierungslosen Jugend erscheinen, eine „Symbiose aus pseudointellektuellen 16-Jährigen und schwer psychisch kranken Männern mittleren Alters“, wie Sargnagel es ausdrückte. Aber: Die Autorin beschrieb ihr Währinger Personal voller Sympathie, die nikotinschwere Wirtin Waltraud, den Kifferfreund „AIDS-Michel“, und man spürte: Da ist zwar ein hohes Maß an Kaputtheit in diesen Figuren, aber dennoch sind sie alle liebenswert.
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Und vor allem sind sie in ihrem kaputten Charakter, in ihrer Verstörung, auch in ihrer Eigenwilligkeit dafür verantwortlich, dass Freitagabend eine recht gefasste 36-Jährige auf Kampnagel sitzen konnte, um sich an ihre Jugend zu erinnern. Happy Birthday.