Hamburg. Andere Hamburger Theater spielen trotz Omikron-Welle und verhaltener Nachfrage weiter. Das Schmidtchen öffnet sogar neu.
Es gab Weihnachtsfeste, da lagen unterm Baum zuhauf Theater- und Showkarten für die ersten Monate des neuen Jahres. Aber im dritten Jahr der Corona-Pandemie? In manchen Haushalten wollen Gutscheine aus 2020 und 2021 erst noch eingelöst werden, da trudeln in Hamburg wieder mal Absagen für Gastspiele ein, jüngst für „Berlin Berlin“: Geplant vom 8. bis 20. Februar auf Kampnagel, sagte Veranstalter BB Promotion die Revue in der Omikron-Hochburg Hamburg ab – ohne Ersatztermine.
So weit gehen die hiesigen Theater nicht, obschon Premieren wegen Corona-Infektionen und Quarantäne im Ensemble (im First Stage Theater und im Opernloft) verschoben werden mussten. Dass seit Anfang der Woche die 2G-plus-Regeln gelten und in der Hansestadt die Infektionszahlen sprunghaft steigen, hat die Nachfrage nicht gefördert. Doch die Situationen sind unterschiedlich.
Corona Hamburg: St. Pauli-Theater sagt Aufführungen ab
Während das Schmidtchen, die kleinste der drei Schmidt-Bühnen, an diesem Sonntag wieder öffnet, hat das St. Pauli Theater den Spielplan der schwachen Nachfrage angepasst und ausgedünnt. So wurde bei der Komödie „Monsieur Claude 2“ der Block vom 19. bis 27. Januar komplett gestrichen. Ebenso ist für die ersten Februar-Tage Franz Wittenbrinks Liederabend „Nicht anfassen! Liebe in Zeiten des Abstands“ abgesagt. Beide Stücke hatten im September Premiere. „Wir wollen, wann immer es geht, spielen und kulturell etwas anbieten“, sagte Thomas Collien, Co-Leiter und Eigentümer des Theaters. „Aber in diesem Fall ist eine Absage nicht nur kaufmännisch sinnvoller.“
Es mache keinen Sinn, wenn mehr Darsteller auf der Bühne stünden, als Menschen im Saal säßen. Auch die sogenannte Wirtschaftlichkeitshilfe helfe hier nicht, um mit plus/minus-null herauszukommen. Die Wirtschaftlichkeitshilfe ist Teil des vom Bund aufgelegten Sonderfonds für Kulturveranstaltungen (2,5 Milliarden Euro) und soll mit einem Zuschuss für Ticketverkäufe den Betrieb auch bei aus Infektionsschutz-Gründen reduzierter Kapazität gewährleisten. Aber was ist, wenn Darsteller im St. Pauli Theater erkranken?, fragt sich Collien. Bei „Monsieur Claude 2“ wirken 14 Schauspielerinnen und Schauspieler mit, für die nun Kurzarbeit beantragt wurde. Freiwillige Absagen wie diese lässt der Sonderfonds bis 28. Februar zu – vorausgesetzt, die Meldungen erfolgen bis 31. Januar. Bis zu 90 Prozent der Fixkosten sollen gedeckt werden.
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Thalia Theater spielt auch unter 2G-plus-Regeln weiter
Komplett-Absagen wegen verhaltener Nachfrage sind in Hamburger Theatern (noch) kein Thema. Fast alle besetzen ihre Säle nur zur Hälfte im „Schachbrettmuster“ – obwohl sie diese mit 2G plus theoretisch maximal belegen dürften. „Das größere Risiko besteht darin, dass wir zum Beispiel wegen Quarantäneauflagen auch kurzfristig einzelne Vorstellungen nicht spielen können“, sagte Dietrich Wersich, seit August 2021 als alter und neuer Geschäftsführer der Stäitsch Theaterbetriebs GmbH auch für das Altonaer und Harburger Theater verantwortlich. Die eingeschränkte Kapazität sei zu 40 bis 80 Prozent ausgelastet.
Andere Privattheater mit mehreren Tausend Abonnenten sind im Vorteil. „Solange wir spielen können, werden wir spielen“, verweist Intendantin Isabella Vértes-Schütter vom Ernst Deutsch Theater auf den kulturellen Auftrag. Das Ohnsorg plant zunächst bis Ende Februar mit „handlichen Produktionen“, so Intendant Michael Lang. „Auch bei der Anzahl der Vorstellungen agieren wir aktuell noch etwas vorsichtiger.“
Wie so viele Restaurants einfach die „Betriebsferien“ verlängern? Kommt für die Theater nicht infrage. Das Café des Artists im Thalia hat zwar bis 31. Januar dicht, das Thalia Theater aber spielt auch unter 2G-plus-Regeln weiter.