Hamburg. Streicherensemble kombinierte einen Klassiker der Moderne mit Zeitgenössischem. Nonplusultra-Solistin sorgte für weiteren Höhepunkt.

Ein bisschen würde es ihn schon wurmen, räumte Tobias Rempe, Geschäftsführer des Ensemble Resonanz, halbernst ein: Ausgerechnet sein Ensemble, ansonsten so sehr auf Avantgarde abonniert, habe mit dem 1909 komponierten Opus 5 des Schönberg-Schülers Anton Webern die „ollste Kamelle“ im Programm der zwei Elbphilharmonie-Jubiläumskonzerte.

So kann’s inzwischen gehen. Doch gerade für diesen Klassiker der Moderne musste sich das Streicher-Orchesterchen nun wirklich nicht verstecken. Die fünf Mobiles aus Motivsplittern, zerbrechlich, aus Andeutungen bestehend, sind entscheidende Türöffner ins Unerhörte gewesen. Entsprechend ehrfürchtig und durchsichtig wurden sie beim Festkonzert im Kleinen Saal behandelt.

Elbphilharmonie: Webers Meisterwerke hinterlassen intensivsten Eindruck

Auch wenn die anderen Gratulations-Beiträge dem Resonanz-Charakterprofil genauer entsprachen, waren es Weberns hochverdichtete Meisterwerke aus der Zweiten Wiener Schule, die den intensivsten Eindruck hinterließen – dicht gefolgt von einem Solo-Konzert, das wohl am ehesten unter „Alte Wiener Schule“ in die Abteilung 20. Jahrhundert einsortierbar wäre.

Zentrum des Abends bildeten zwei Werke aus dem Resonanz-Labor: Sarah Nemtsovs „Tikkun“ für Streicher, Solisten und Percussion, eine Studie über die Mutationsmöglichkeiten instrumentalen Zusammenspiels.

Nonplusultra-Solistin brilliert in der Elbphilharmonie

Milica Djordjevics „Sky Limited“ dagegen blieb trotz des Namens in seiner Wirkung eher auf dem Boden und begrenzt: Streicher, die über Saiten strichen, die das fahle Klang-Rauschen eher aus den Saiten zogen und dann unberechenbar vor sich hin eskalierten, bis zum abrupten Ende. Nun ja.

Deutlich intensiver war die Dramaturgie in Friedrich Cerhas Bratschenkonzert von 1993, eine Erinnerung an den expressiven Tonfall von Cerhas Hausgott Alban Berg, für das mit Tabea Zimmermann die Nonplusultra-Solistin anwesend war: Sie reizte das Material großartig aus. Ihr Instrument begann mit satt voluminösem Ton und verlor sich danach in den Details dieser sonderbaren, dunkel glühenden Klangwelt.