Hamburg. Neue Songs über die Schönheit zwischen Alltag und Altpapier von Just For Fun und Musik über Freundschaft und Liebe von Lucas Uecker.

Was für eine überaus interessante Vorstellung: „Im Museum der eigenen Irrtümer“ zu flanieren. Wirken die Fehler auf Distanz weniger dramatisch? Treiben einem die persönlichen Trugschlüsse rückblickend Schamesröte ins Gesicht? So oder so klingt der Titel des Albums vielversprechend, das die Formation Just For Fun beim Hamburger Label Tapete Records veröffentlicht hat. Zwei erfahrene Pop-Hasen haben da in ihrer Liebe von Hip-Hop bis Singer-Songwriter-Sound zusammengefunden: Johannes Rögner von der umtriebigen Electro-Punk-Band Frittenbude sowie Kevin Hamann, bekannt durch sein hintersinniges Indie-Projekt ClickClickDecker.

Die beiden tauschten musikalische Ideen aus – zunächst digital, später in Nordfriesland zwischen Kochen und Deichwanderungen. Und diese einander zugewandte Gelassenheit ist wohltuend hörbar: Die Beats knarzen mal beiläufiger, mal verschachtelter, aber immer warm. Die Gitarre schiebt sich freundlich dazu. Weitere Instrumente tröten und flöten ab und an angenehm quer hinein.

Albumkritik: Just For Fun handelt von Schönheit im Alltag

Und Kevin Hamann singt unaufdringlich davon, welche Spuren wir hinterlassen und wie sich Schönheit finden lässt zwischen Alltag und Altpapier, zwischen „glücklich und upfuck“.

"Im Museum der eigenen Irrtümer“ von Just for Fun. © tapete records

Die Songs sind von dem Gefühl durchzogen, mit sich selbst nicht so hart ins Gericht zu gehen. „Gebaut um im Arsch zu sein / zu blöd für die Reparatur / nichts da um es abzureißen / kein Gefühl für die eigene Struktur“, heißt es etwa in „Alles wegrenovieren“. Nicht immer optimal, diese Zustände. Aber Just For Fun geben einem das Gefühl: Es ist okay.

Auch der Hamburger Musiker Lucas Uecker präsentiert prägende Objekte und Erlebnisse in seinen musikalischen Ausstellungsräumen. Auf seinem zweiten Solo-Album „Schöne Dinge“ (Liedfett23) erzählt der Gitarrist der Band Liedfett von Räubern und Rebellen, Freundschaft und Hoffnung. Es geht um Zukunftsblicke, aber auch um das Aussortieren. In der Power-Pop-Hymne „Alte Sachen“ besingt Lucas Uecker die befreiende Kraft, Ballast abzuwerfen und leichter in den nächsten Tag zu starten.

„Es könnt was Besonderes sein, was wir da haben“

Die Pianoballade „Verzeihen“ verdeutlicht: Manche vergangene Liebe flackert immer wieder auf. Drum prüfe, wer sich ewig verabschiedet. Denn, wie Uecker singt: „Es könnt was Besonderes sein, was wir da haben.“

Lucas Uecker:
Lucas Uecker: "Schöne Dinge" © Liedfett 23

Ob reduziert oder mit Streicherpomp: Getragen werden die Songs von Ueckers Gesang – eine raue wie lässige Intensität, die sich irgendwo zwischen Lindenberg und Selig bewegt. Besonders schön kontrastiert wird seine Stimme in „Der Fuchs“, einem Duett mit Annett Louisan, das von Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ inspiriert ist.