Hamburg. Die junge Sängerin veröffentlichte jüngst ihr drittes Studioalbum. Warum „Nie zur selben Zeit“ ein Akt der Emanzipation ist.
„Nur zu Besuch“ heißt der Song, mit dem die Sängerin und Musikerin Lina Maly vor fünf Jahren direkt zu Beginn ihrer jungen Karriere sehr viele Herzen bewegte. Mehr als 1,2 Millionen Mal ist das Video zu der feinsinnigen Pianoballade angeschaut worden. In der Musikszene ist die 1997 geborene Lina Maly definitiv nicht nur zu Besuch. Sondern gekommen, um zu bleiben.
Und wenn sie jetzt ihr drittes Studioalbum „Nie zur selben Zeit“ veröffentlicht, ist das für sie auch ein Akt der Emanzipation. Von Elmshorn ging es über Hamburg nach Berlin. Und nach Anfangsjahren beim Majorlabel Warner Music bringt sie ihre Musik nun mit ihrer eigenen Plattenfirma Drei Tulpen Records heraus.
Lina Maly: Licht und Optimismus durchziehen Melancholie
Songs von Lina Maly sind Musik für Empfindsame. Vielschichtig und mit hoher Intimität lotet sie das Zwischenmenschliche aus. Der Eröffnungssong „Die Liebe blüht“ erzählt davon, ganz behutsam Bande zu knüpfen. Lina Maly betrachtet aber auch, dass das Timing nicht immer stimmt. Wenn die Leidenschaften asynchron verlaufen. Wenn die eine im Berliner Herbst lebt, der andere im Frühling in Paris: „Nie zur selben Zeit“.
In „Wie weit“ besingt sie den zarten Beginn einer Beziehung, in „Wolken“ erkundet sie das schleichende Ende einer Liebe. Solche Erkenntnisse, jenseits großer romantischer Stereotype, münden bei Lina Maly nicht schlicht in Moll und Drama. Vielmehr findet sie zwischen Verlieben und Fallen immer wieder zu sich, zum Aufbruch. Ihr transparenter wie eindringlicher Gesang wird von federleichtem Pop getragen. Und so durchzieht die Melancholie stets viel Licht und Optimismus.
Lina Maly sang schon Antje Schomaker
Lina Maly scheut sich nicht davor, auch tief hinab in dunkle Gefilde zu steigen. Begleitet von subtilen Störgeräuschen singt sie in „Schmerz vereint“ davon, wie Frauen sexuelle Gewalt erlebt haben. Und wie sie sich gemeinsam emporheben. Die Songs von Lina Maly zu hören, ist wie eine Zugfahrt mit Wolkenblick. Die Gedanken und Gefühle dürfen driften. Spannend ist es jedoch auch, wenn dieser zarte Fluss in dem Selbstsuche-Song „Jeder weint“ vom Rap des Hamburger Hip-Hoppers Disarstar soft gebrochen wird.
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Überhaupt ist Lina Maly eine beherzte Netzwerkerin. Zu ihrer Live-Band zählt unter anderem die Hamburger Pianistin Nina Müller, mit dem Berliner Moritz Krämer coverte Lina Maly bereits „Ade“ von Caterina Valente und Manfred Krug. Und auch mit Antje Schomaker sang sie im Duett: „Fühl“. Ein Imperativ, der bei Lina Maly eine sanfte und zugleich bestimmte Aufforderung ist