Hamburg. Posaunist Nils Landgren lud in die Laeiszhalle zum traditionellen „Christmas With My Friends“-Konzert. Das Publikum war ergriffen.

„Schön, ne?“, seufzt eine Besucherin und drückt sanft die Hand ihres Mannes. Sie dürfte an diesem Montagabend in der nahezu ausverkauften Laeiszhalle nicht die einzige sein, der es wohlig-warm ums Herz geworden ist. Mögen die Zeiten gerade auch noch so schwierig sein, hier lässt sich emotional zur Ruhe kommen – und ausgiebig in romantischen Verklärungen schwelgen.

Weihnachten als Fest der Liebe und der Harmonie, wer könnte dazu einen besseren Soundtrack liefern als Nils Landgren, der charmante Schwede mit der roten Posaune (und dem roten Jackett), der im vergangenen Jahr sein siebtes (!) „Christmas With My Friends“-Album herausgebracht hat. Die stets dazugehörige Vorweihnachtstour hat ihm längst eine treue Fangemeinde beschert, entsprechend euphorisch und langanhaltend ist der Begrüßungsbeifall als er zunächst allein auf die Bühne kommt, um als Intro des Abends „Morning Has Broken“ von Cat Stevens zu spielen.

Nils Landgren berührt mit kaum bekannten Weihnachtsliedern

Papptannen und eine stimmungsvolle Beleuchtung, die auch mal an rieselnden Schnee denken lässt, sorgen für die passende Optik, Landgrens Band ist entsprechend festlich gekleidet. Dunkle Anzüge und Fliege die Herren, lange Abendkleider die Damen. Sieht wirklich gut aus und passt perfekt zu einem gediegen-stimmungsvollen Programm, das weitgehend auf abgenudelte Klassiker verzichtet und stattdessen kaum bekannte Lieder vor allem aus Europa und den USA zusammenträgt.

Da gibt es etwa eine russische Ode an den Weihnachtsbaum, ein polnisches Wiegenlied und die Geschichte eines finnischen Vogels, der in seinem südlichen Winterquartier von schlimmem Heimweh gebeutelt ist. Ein weiterer Höhepunkt: die R&B-Nummer „Merry Christmas Baby“, von Pianistin Ida Sand mit genau dem richtigen Maß an Kaminfeuer-Sexappeal gesungen. Landgren und Saxofonist Jonas Knutsson lassen dazu ihre Bleche ein bisschen dreckig quietschen – hat was.

Nils Landgren in der Laeiszhalle – Publikum summt mit

Und wessen Herz bis hierhin immer noch nicht erweicht sein sollte, der ist beim begeistert erklatschten und ertrampelten Zugabenteil endgültig machtlos. Erst gibt es John Lennons „Image“ (geht irgendwie immer), dann „Stille Nacht, heilige Nacht“, bei dem das Publikum auf Landgrens Geheiß zwar nicht mitsingen darf (die Aerosole!), wohl aber mitsummen. Und das tut es mit einer Vehemenz, das man zu glauben geneigt ist, gleich hebe sich das Dach der Laeiszhalle.

„Es fühlt sich so an, als ob wir alle eine Familie sind“, hatte Nils Landgren schon ziemlich zu Beginn des knapp 100-minütigen Konzert bemerkt, und in diesem Moment dürfte sich an diesem Ort des Wohlklangs kaum noch jemand finden, der, wenn schon nicht die ganze Welt, so doch auf jeden Fall den Sitznachbarn in die Arme schließen möchte. Oder zumindest sanft seufzend die Hand drücken. Schließlich ist das hier einfach – „Schön, ne?“.