Hamburg. Stefan Heym schrieb seinen Roman „Flammender Frieden“ im US-Exil. Es schildert den zweiten Weltkrieg aus verschiedenen Perspektiven.
„Noch kein Land […] das von den Nazis besetzt und beherrscht wurde, egal wie lang, ist frei vom Virus des Faschismus geblieben.“ Diese Erkenntnis hat der aus Deutschland emigrierte US-Soldat Bert Wolff, einer der Protagonisten in dem Roman „Flammender Frieden“ von Stefan Heym, schon lange verinnerlicht.
Nach seiner Haft im Konzentrationslager Oranienburg und den Kämpfen im Spanischen Bürgerkrieg steht Wolff den Faschisten 1942 in Nordafrika erneut gegenüber. Die militärische Präsenz in Marokko und Algerien bringt für Wolff und die Amerikaner neue Probleme in diesem Konflikt mit sich. Schließlich gilt es zunächst, hochrangige Nazi-Funktionäre aufzuspüren, die untergetaucht sind.
„Flammender Frieden“: Der Kampf gegen Faschismus
Zu diesen zählt unter anderem Major Ludwig von Liszt, der bereits plant, die Alliierten durch einen Gegenangriff aus Nordafrika zurückdrängen. Zudem müssen sich die Amerikaner fragen, wem sie in diesen unübersichtlichen Zeiten trauen können. Eines steht für Lieutenant Wolff von Anfang an fest: Dieser Krieg wird noch lange dauern.
Stefan Heym verfasste den Roman, dessen Originaltitel „Of Smiling Peace“ lautet, ursprünglich in englischer Sprache. Heym war wegen seines antifaschistischen Engagements bereits nach dem Reichstagsbrand 1933 aus Deutschland geflohen, über Prag in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Später trat der jüdische Emigrant Heym, wie seine Romanfigur Bert Wolff, als Deutscher in die amerikanische Armee ein. Während seiner Dienstzeit entstand 1944 „Flammender Frieden“.
Stefan Heym: Nüchtern und distanziert
Über 75 Jahre nach seinem Erscheinen wird dieses Frühwerk in der Übersetzung von Bernhard Robben nun erstmals auch einem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht. In seinem Weltkriegsroman beleuchtet Stefan Heym das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven.
Amerikaner, Deutsche und Franzosen treffen in einer Umgebung aufeinander, dessen Machtgefüge sich durch den Einmarsch der Alliierten radikal verändert hat. Diese ganzen Verwirrungen, in denen sich Soldaten, Spione, Deserteure und Waffenhändler im besetzten Nordafrika begegnen, erinnern teilweise an die Atmosphäre des Filmklassikers „Casablanca“ von Michael Curtiz.
Heyms Sprache ist dabei nüchtern und distanziert, von einer pathetischen Darstellung des Krieges fehlt jede Spur. Der Kampf gegen den Faschismus erscheint zwar in jedem Augenblick des Romans notwendig, doch daraus folgt keine heroische Schilderung der Kämpfe.
Deutsche Übersetzung zu Heyms 20. Todestag
Der erzählerische Aufbau lässt teilweise erkennen, dass es sich bei diesem Roman um ein Frühwerk handelt. Trotz mancher inhaltlicher Längen ist „Flammender Frieden“ jedoch eine interessante Mischung aus Kriegsbericht und Spionageroman.
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Allerdings bietet der Roman aufgrund seiner späten Publikation jenen, die sich literarisch bereits mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt haben, wenig neue Facetten. Dafür eröffnet „Flammender Frieden“ die Möglichkeit, das frühe Werk eines bedeutenden politischen Autors des 20. Jahrhunderts besser kennenzulernen. Am 16. Dezember jährt sich Heyms Todestag zum 20. Mal.