Hamburg. Pianist spielte anstelle des geplanten Brahms-Konzerts leichtere Kost: Mozart. Und fixierte sich ganz auf das Spielerische, Leichte.

Als Mozart-Interpret ist der Pianist Daniil Trifonov bislang eher nicht aktenkundig geworden. So gesehen, hatte sein mit etlichem pandemiebedingtem Umorganisations-Stress verbundenes Elbphilharmonie-Konzert auch etwas grundsätzlich Gutes. Mal nichts schwerblütig Russisches, keine spätromantischen Superschwergewichte, sondern – ganz einfach und deswegen ganz schwer – ein kleines, feines Mozart-Konzertchen, das „Jeunehomme“ KV 271, noch aus der Salzburger Jugendzeit. Anstelle des geplanten 1. Brahms-Konzerts, das momentan zu anstrengend für Trifonovs Tennisarm gewesen wäre, hatte er sich diese leichtere Kost verordnet.

Auf hohem Niveau unterfordert schien Trifonov deswegen. Theoretisch jedenfalls. Doch das mit durchaus angenehmen und interessanten Konsequenzen für den Blick auf das Stück. Denn wie schon bei seiner interessant eigenwilligen neuen Bach-Einspielung fixierte sich Trifonov toll und ganz auf das Spielerische, das Leichte, auf die unmittelbare Freude im Moment, die man mit Mozart haben kann.

Erst recht in den verträumt versonnenen Phasen des langsamen Mittelsatzes, in denen Trifonov dem großen Flügel samtweiche, perlende Tonkettchen entlockte, die im Arena-Rund des Großen Saals ganz zauberhaft wirkten.

Elbphilharmonie: Daniil Trifonov fixiert sich auf das Spielerische, Leichte

Reizend und sensibel war das, hier und da mit schnucklig ratternden Trillern garniert, als wären es kleine Zuckerguss-Verzierungen. Und es blieb nicht bei diesem Aha-Effekt, denn auch die Begleitung durch das römische Santa-Cecilia-Orchester wurde von Sir Antonio Pappano, seinem langjährigen Chefdirigenten, dieser aufmerksam freundlichen Spielweise geschmeidig angepasst. So weit dieser Teil des Konzert, so schön.

Auch der solistenfreie Anteil des Programms hatte wegen Corona kurz vor knapp noch geändert werden müssen, um doch noch nach Deutschland gelassen zu werden: Kleiner besetzt durfte es nur sein, die Wahl war auf die „Prometheus“-Ouvertüre (dramatisch, handlich, kurz genug, um die erste Hälfte bis zum Pausengong zu strecken) und die Siebente von Beethoven gefallen. Und damit wurde es, nun ja: schwierig.

Elbphilharmonie: Dieser Beethoven war von der Stange

Die langsame „Prometheus“-Einleitungsphase dirigierte Pappano erstaunlich weich, sehr pathetisch und bis an den Rand der Breiigkeit abgerundet. Ein bisschen viel Kontrast zu dem, was direkt danach mit heroischerem Schwung folgte. Nach der Pause schnurrte die Siebente herunter, nur leider, ohne beim Zuhören gepackt und aus dem Sitzmöbel gezogen zu werden. Die existenzielle Finsternis, die sich im Trauermarsch-Gestus des zweiten Satzes aufzutun hat, blieb lediglich Dämmerung.

Und der Finalsatz lief einfach so durch, bis er endete. Pappano machte bei seinem Beethoven zwar nichts „falsch“, aber damit blieb das Ganze erwartbar in einer Spur, die wenig Überraschungen bot – vor allem wohl, weil sie lieber, im Rahmen des gerade Möglichen, „bella figura“ machte. Dieser Beethoven war von der Stange, der sollte und wollte gefallen und jedem umstandslos passen. Auch das ist nicht einfach. Doch war dann zu wenig.