Hamburg. Die Saxofonistin und ihre exzellente Band versetzten das Publikum mit erstklassigem Jazz in Euphorie und Tanzlaune. Über den Abend.

„In fünf Minuten geht’s los“, bedeutet der Barkeeper im Mojo Club seinen Gästen am Tresen, bemüht, aufkommende Ungeduld zu dämpfen. Um 19 Uhr begann der Einlass, um 20 Uhr war mit dem Konzertstart gerechnet worden, jetzt ist es bereits eine gute Stunde später – da kann man schon mal ungeduldig werden, zumal die meisten hier das elende Warteritual bei Clubkonzerten ja gar nicht mehr gewohnt sind.

Aber dann ist sie da, Saxofonistin Nubya Garcia, und jeder Anflug von schlechter Stimmung ist sofort im wahrsten Sinne weggeblasen. Mit „Source“, dem Titelstück ihres aktuellen Albums, steigt die Britin mit karibischen Wurzeln in das gut anderthalbstündige Set ein – eine Mixtur aus warmen Spiritual-Jazz-Klängen und Dub-Reggae-Grooves, die gleichermaßen in Herz und Beine geht.

Mojo Club: Nubya Garcia tanzt über die Bühne

Vor drei Jahren spielte Nubya Garcia beim „Überjazz“-Festival auf Kamp­nagel und räumte als Newcomerin, die viele gar nicht auf dem Zettel hatten, mächtig ab. Inzwischen ist sie eine der Galionsfiguren der neuen britischen Jazzszene, in der Jazz auch als das verstanden wird, was er einmal war: Tanzmusik.

Und so tanzt Nubya Garcia zwischendurch immer wieder über die Bühne, wiegt sich im Sound ihrer exzellenten Band, um dann zu Saxofonläufen anzusetzen, die gleichzeitig wohlig-warm und ungeschliffen sind. Als sie solo ein Intro spielt, ist jedes Anblasen, jeder Atemzug zu hören, da pulsiert das Leben in jedem Ton.

Nubya Garcia steckt das Publikum an

Dies hier sei ein geschützter Raum, sagt sie zwischen zwei Stücken, jeder solle tun, wonach ihm gerade ist: tanzen, singen, einfach nur stehen und gucken – egal. Sie selbst jedenfalls spielt sich in einen Rausch und steckt zunehmend auch das Publikum an, das eine Musikerin feiert, die bisweilen ihr Glück kaum zu fassen scheint, endlich wieder auf Tour sein und die spontane Euphorie live erleben zu können.

Auch ein neues Stück ist zu hören, das noch keinen Titel trägt. Sie würde sich nicht wundern, wenn ihr am nächsten Tag jemand schreibe, sie solle es „Hamburg“ nennen, sagt Nubya Garcia mit einem Lächeln. Tatsächlich gibt es auf Instagram wenig später einen Vorschlag: „Don’t be late“ (Sei nicht zu spät) – und dazu drei Lach-Smileys. Klar, wer wollte sich nach so ein beglückenden, sinnlichen Abend schon ernsthaft über ein wenig Verspätung aufregen.