Hamburg. Das Quartett von Ambrose Akinmusire begeistert in der Elbphilharmonie. Sein Schlagzeuger kann nur als Naturereignis bezeichnet werden.

Die ersten Töne, die Ambrose Akinmusire auf der Trompete spielt, klingen verhangen. Fast wie Cool Jazz. Zusammen mit seinem Quartett kreiert der Trompeter lyrische Stimmungen, nur ganz selten lässt er sein Horn in dieser 15-minütigen Komposition mal aufschreien und den ruhigen Fluss der Musik unterbrechen. Es geht Akinmusire nicht darum, solistisch zu glänzen, der Ensembleklang ist ihm wichtiger.

Gespannt folgt das Publikum im ausverkauften, unter 3G-Bedingungen aber nur halb vollen kleinen Saal der Elbphilharmonie, den verschlungenen Pfaden der vier Musiker. Erst mit der nächsten Nummer wird es laut und wild. Jetzt darf jeder zeigen, über welche enormen technischen Fähigkeiten er verfügt.

Elbphilharmonie: Ambrose Akinmusires Schlagzeuger ist ein Naturereignis

Mit dem versierten Bassisten Harish Ragavan spielt Akinmusire bereits zusammen, als der 2007 von Illinois nach New York kam, seine beide anderen Mitstreiter gehören zur jungen Szene im „Big Apple“. Micah Thomas, 22 Jahre alt, ist ein richtiger Piano-Nerd, der sich sein perkussives Spiel bei Cecil Taylor abgeguckt hat, Schlagzeuger Kweku Sumbry, 24 Jahre alt, kann nur als Naturereignis beschrieben werden.

Mit vier Jahren hat er angefangen zu trommeln und es scheint, als habe er seitdem nichts anderes gemacht. Wie er mit dem Oberkörper gebeugt über seinen Trommeln sitzt, die Stöcke über die Felle und Becken rasen und und sich immer neue rhythmische Variationen einfallen lässt, ist mit dem Wort „sensationell“ eher untertrieben beschrieben. Immer wieder bekommt er Beifall für sein pulsierendes Spiel.

Ambrose Akinmusire appelliert an Hamburger Publikum

Akinmusire, mit 39 Jahren ebenfalls noch ein jüngerer Jazzmusiker, lobt seine Band für die Energie, die sie auch ihm gibt. Das Publikum fordert er auf, jüngere Musiker – auch auf lokaler Ebene – zu unterstützen. Er erinnert sich an den Trompeter, der ihn als Teenager maßgeblich beeinflusst hat und widmet ihm ein kurzes Stück, in dem sehr viel Traurigkeit mitschwingt.

Es heißt „Roy“ und ist eine Hommage an den 2018 verstorbenen Roy Hargrove. Ambrose Akinmusire ist längst in die Fußstapfen von Hargrove und anderen getreten, als Trompeter und als Bandleader ist er zurzeit das Nonplusultra.