Hamburg. Die Autorin Raphaela Edelbauer legt mit „DAVE“ eine kühne Roman-Dystopie vor. Es geht um einen Roboter mit menschlichem Bewusstsein.

Ein riesiges Labor, in dem Hunderte, nein Tausende Programmierer und Wissenschaftler arbeiten. Alles ist Arbeit, alles ist dem einen Ziel untergeordnet: DAVE zu modellieren. Den ersten Roboter mit perfektem, täuschend echtem menschlichen Bewusstsein. Aber dass der Romanheld Syz bald unter so etwas wie Burn-out leidet, liegt nicht nur am sektenhaften Gemeinwesen der IT-Profis, sondern am Zweifel an der Richtigkeit des Tuns: Als er selbst heimlich zur Zentralfigur des Unternehmens wird, kommen ihm moralische Bedenken.

Daves Gedanken- und Empfindungsapparat soll nach Syz’ Bewusstsein programmiert werden. Er entscheidet sich, unterstützt von rätselhaften Helfern, gegen das System und damit gegen die Fertigstellung von Dave zu arbeiten. Das alles in einer Atmosphäre reinster Klaustrophobie: Die Welt außerhalb des Labors ist, so wird den Laborbewohnern jedenfalls erzählt, bei einer Naturkatas­trophe unbewohnbar geworden.

Spiegelkabinett, in dem Zeitebenen verschmelzen

Das sind die Voraussetzungen einer mit dramaturgischem Instinkt erzählten Handlung, die recht schnell zum astreinen Thriller über künstliche Intelligenz wird. Die 1990 in Wien geborene Raphaela Edelbauer, die zuletzt mit „Das flüssige Land“ im Finale des Deutschen Buchpreises stand, versteht sich sowohl auf nerdige Dialoge – man merkt die Gescheitheit der Autorin auf jeder Seite – als auch auf das Schreiben schneller Szenen.

Sie stellt ihren Helden in ein Spiegelkabinett, in dem die Zeitebenen miteinander verschmelzen. Manches erinnert motivisch an „Westworld“ oder „The Circle“. Eine knallige Dystopie, die sich einer der Fragen widmet, die in naher Zukunft noch drängender werden werden: Wie viel Raum wir der KI geben, und ob sie uns obsolet macht.

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„DAVE“ ist neben neuen Romanen von Mirko Bonné und Mary Beth Keane Thema in „Next Book Please“, abrufbar unter abendblatt.de/podcast