Hamburg. Im Großen Saal wurde der 80. Geburtstag des legendären Jazz-Labels Blue Note gefeiert. Mit dabei war Saxofonist Benny Golson (90).
Mit kleinen, etwas unsicheren Schritten kommt Benny Golson auf die Bühne der Elbphilharmonie, winkt ins Publikum, setzt sich auf einen Stuhl. Dass er im Januar seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, ist dieser Legende des Hard Bop anzusehen. Doch dann greift er zum Saxofon, und schon die ersten Töne sind völlig zeitlos – so klingt lebendige Jazzgeschichte.
Siggi Loch, Chef der Plattenfirma ACT, hat eine Band zusammengestellt, um den 80. Geburtstag des Blue-Note-Labels zu begehen, und Golson, der unter anderem an den Alben von Art Blakey & The Jazz Messengers mitwirkte, ist der Ehrengast dieses Abends. Die Band leitet Saxofonist Émile Parisien, an seiner Seite: Yaron Herman (Piano), Theo Croker (Trompete), Glenn Ferris (Posaune), Joe Martin (Bass) und Gerald Cleaver (Schlagzeug). Für das Intro mit Boogie Woogie aus den Blue-Note-Anfangstagen Ende der 30er-Jahre sorgt Axel Zwingenberger.
Blue Note wurde von zwei deutschen Immigranten gegründet
Danach spielt sich die Band quer durch die Geschichte des von den deutschen Immigranten Alfred Lion und Francis Wolff in New York gegründeten Labels. Ihre Maxime: „It must schwing“ – übrigens auch der Titel eines unbedingt sehenswerten Dokumentarfilms zum Thema. Und so geht es dann von Sidney Bechet, dessen „Summertime“ der erste Blue-Note-Hit war, über John Coltrane (der nur ein einziges Studioalbum für Blue Note aufgenommen hat), Thelonious Monk und Dizzy Gillespie bis zu Horace Silver, Wayne Shorter und eben Benny Golson.
Klassiker wie „Blue Train“ oder „A Night In Tunesia“ werden ganz bewusst nicht als Kopie der eh unerreichbaren Originale gespielt, und so bleiben die „Jazz Animals“, wie diese Band sich nennt, bei aller Rückschau immer auch vorwärtsgewandt. Ein enorm kurzweiliger Abend.