Hamburg. Gefühlvoll, aber nie gefühlig: Fred Hersch begeisterte im Kleinen Saal der Laeiszhalle. Auch eine Beatles-Nummer war zu hören.
Die Hände in den Hosentaschen vergraben, geht Fred Hersch langsam und bedächtig zum Bühnenausgang. Gerade hat der 64-Jährige als letzte Zugabe die Beatles-Nummer „When I’m Sixtyfour“ gespielt, und die ursprünglich von Paul McCartney gestellte Frage, ob er denn in diesem Alter immer noch geliebt werde, beantwortet der tosende Applaus im Kleinen Saal der Laeiszhalle unmissverständlich.
So bescheiden der US-Pianist bei seinem ersten Hamburg-Konzert auftritt, so groß ist an diesem Abend der Erfolg seines Trios, mit dem er nun schon seit zehn Jahren zusammenarbeitet. Im Booklet zur jüngst veröffentlichten CD-Werkschau heißt es, das Fred Hersch Trio habe sich natürlich damit auseinander setzen müssen, dass im Jazz von den Altmeistern eigentlich schon alles gesagt ist. Sehr viele Male sogar. Einzige Chance: Immer weiter in die Tiefe gehen, die perfekte Mischung aus Intimität und Intensität finden.
Hochkonzentriert mit geschlossenen Augen
Und darin hat dieses Trio große Meisterschaft erlangt. Schon beim Auftakt mit dem Doppelpack „Know That You Are“/„Havanna“ ist zu erleben, wie Hersch, Bassist John Hébert und Schlagzeuger Eric McPherson hochkonzentriert interagieren, bisweilen mit geschlossenen Augen in die Grooves hineinspüren und sich vom sanft Lyrischen ins furios Rhythmische reinschaffen.
Das beeindruckt bei den Hersch-Kompositionen, darunter die fast comichafte Stop-and-Go-Nummer „Snape Maltings“, ebenso wie beim Rodgers & Hammerstein-Klassiker „A Cockeyed Optimist“ oder der wunderbaren Verbeugung vor Thelonious Monk, die den offiziellen Teil des Konzerts beendet.
Erstaunlich jedenfalls, dass Fred Hersch, bereits zehnmal für einen Grammy nominiert und mit seinem Trio unlängst vom Fachmagazin „Downbeat“ als Band des Jahres ausgezeichnet, bei uns immer noch im Schatten von Brad Mehldau steht – der übrigens lange Zeit sein Schüler war. Hersch, Hébert und McPherson haben mit ihrem gefühlvollen (aber nie gefühligen) Jazz unbedingt ebenfalls die ganz große Bühne verdient. Ein starker Abend in der immer wieder beglückenden „Jazz Piano“-Reihe.