Hamburg. Die Hamburger Sängerin Carolin Fortenbacher feierte mit ihrem Latino-Abend „La Diva Loca“ gelungene Premiere im Schmidt Theater.

Aus den Lautsprecherboxen im Schmidt Theater erklingt lateinamerikanische Musik, um die obligatorischen 22 Minuten Getränke-Bestell- und Wartezeit nach dem eigentlichen Beginn zur vollen Stunde zu überbrücken. Es ist warm im roten Haus am Spielbudenplatz. Oder sollte man sogar sagen: heiß?

Dann legt die Band los, der Vorhang öffnet sich, und „La Diva Loca“ stöckelt tänzelnd auf die Bühne. Bereits bevor Carolin Fortenbacher in einem maßgeschneiderten roten Fummel einen Ton gesungen hat, ist ihr der erste Applaus in ihrer neuen Konzert-Show sicher. „Schon einen Caipirinha gehabt?“, fragt sie ins Premieren-Publikum. „Ich schon!“, antwortet sie selbst.

Nach ihrem vorigem Programm „Fortenbacher singt Streisand“ hat der Hamburger Musical-Star nun einen Latino-Abend kreiert. Natürlich einen etwas anderen: Nicht zuletzt im Schmidt hat die Sängerin und Schauspielerin ihren Sinn für Verrücktes und Komisches nachgewiesen – etwa in „Oh Alpenglühn“ oder „Entführung aus dem Paradies“.

Doch „Geld regiert die Welt“, weiß La Fortenbacher, stimmt „Money Money Money“ an und erinnert mit „Chiquitita“ in einer zweiten ABBA-Nummer gleich noch mal an ihren „Mamma Mia!“-Erfolg nebenan im Operettenhaus – mit einer Banane auf dem Kopf als sichtbar komischer Note. Schon hier, etwas (zu) früh am Abend, animiert die Sängerin das Publikum zum „Aufstehen!“ und zur „Bewegung!“, noch dazu in recht harschem Tonfall. Da mutiert die Musical-Diva fast zur -Domina. Sie wird diese Aufforderung noch zweimal wiederholen; die Mehrheit folgt ihr, klatscht – wenn auch nicht immer im Takt – freudig mit, und was so eine verrückte Diva ist, die verschleißt auf der Bühne mal eben eine Handvoll Mittänzer aus dem Publikum.

Vortreffliche vierköpfige Band

Zum Glück verkommt die musikalische Reise nicht zur Abendgymnastik a la Fortenbacher. Die – mit Verlaub – geile Rampensau zappelt und tänzelt zwar immer wieder mal, wühlt sich in den Haaren, ächzt, stöhnt und piepst, besinnt sich mit ihrer Sopran-Stimme aber auch auf ihr Können. Amüsant ist es dennoch, wenn sie die Titelmelodie des Nouvelle-Vague-Films „Un homme et une femme“ als „Liebes-Ramadan“ schmachtet und sich dabei am Mikrofon-Ständer schubbert.

Die Original-Versionen überwiegen, der Clou des Abends liegt indes darin, dass La Fortenbacher und die vortreffliche vierköpfige Band mit den solistisch hervorstechenden Tino Derado (Klavier) und Yogi Yokusch (Percussion) Musical-Hits in vermeintlich völlig unpassenden Musikstilen wie Rumba oder Samba neu interpretieren.

So ist Carolin Fortenbacher im zweiten Teil – nun im schnittgleichen grünen Kleid – bei Songs wie „Don’t Cry For Me Argentina“ aus „Evita“ als Bossa Nova oder als mehrere Oktaven überwindende bolivianische Inka-Prinzessin Yma Sumac mit dem „Gopher Mambo“ in sich versammelter und stärker denn zuvor. Für die – leider einzige – Zugabe im Duett mit Musical-Nachwuchshoffnung Laura Friedrich stehen die Besucher dann freiwillig auf: „I Like To Be In America.“