Hamburg. Exzellenter Sound, treibende Grooves: Das Krautrock-Projekt A.R. & Machines von 1971 könnte auch heute Goa-Partys schmücken.
„Mal sehen, wo das Ufo hinfliegt“, sagt Achim Reichel, und dann geht sie los, die „Grüne Reise“. 1971 hatte er im Alleingang als A. R. & Machines das gleichnamige Psychedelic-Album veröffentlicht und sich dafür allerlei Verrisse eingehandelt. Für die deutsche Musikpresse war er wegen seiner Rattles-Vergangenheit immer noch der Teenie-Liebling und „Bravo“-Star; als Musiker wurde Reichel nicht ernst genommen.
46 Jahre später sieht die Sache ganz anders aus: Der Große Saal der Elbphilharmonie ist ausverkauft, „Die grüne Reise“ gilt als Krautrock-Klassiker, und selbst Nachgeborene blicken voller Vorfreude auf die Bühne, auf der als museales Erinnerungsstück die Bandmaschine thront, mit der Reichel einst bei seinen Aufnahmen arbeitete.
Exzellente Musiker spielen treibende Grooves
Aufgeregt sei er, sagt der Wentorfer, doch dafür gibt es keinen Grund, denn seine Musik, das wird schnell klar, hat keinerlei Patina angesetzt. Taufrisch klingen treibende Nummern wie „Echo Boogie“ oder „Schiwago Shankar“, die jede Goa-Party schmücken würden. Das liegt natürlich auch an den exzellenten Musikern, die mit Reichel auf der Bühne stehen: die Percussionisten Yogi Jockusch und Olaf Casalich, Bassist Achim Rafain und Nils Hoffmann (Keyboard/Gitarre), der mit sicherer Hand die Einsätze gibt.
Der Sound ist exzellent, dezente Lichteffekte verstärken die leicht entrückte Stimmung. Und wenn die treibenden Grooves mal Gefahr laufen, etwas zu gleichförmig zu klingen, kommt eine Nummer wie „Verloren im Spiegelkabinett“, die hübsch gegen den Strich gebürstet ist und rhythmische Seitenwege einschlägt. Das Publikum – zwischen 25 und 75 – ist begeistert, die sonst in der Elbphilharmonie üblichen Architektur-Touristen, die schon während des Konzerts genug gesehen haben und einfach gehen, gibt es kaum.
Ein großer Erfolg für Reichel, der am 29. Oktober mit einer ganz besonderen Veröffentlichung gekrönt wird: Dann erscheint eine Zehn-CD-Box mit sämtlichen noch auffindbaren Aufnahmen seiner Krautrock-Phase. Ein Festtag für alte und neue Fans.