Hamburg. Der Hamburger Schauspieler animiert mit seinen Liedern und Geschichten das Publikum im St. Pauli Theater zu „Bravo!“-Rufen.
Von Helene Fischer zu Volker Lechtenbrink ist es ein großer Sprung. Einzige Gemeinsamkeit: Beide singen – auch. Als der Hamburger Schauspieler zu Beginn seines neuen Lieder- und Geschichtenabends an die Decke des St. Pauli Theaters blickt und darauf verweist, dass er wie die Schlager-Königin bei ihren Shows überlegt habe, unter dem Dach herumzuturnen – mit flotten Artistinnen statt wie Fischer mit Artisten –, gewinnt er wieder Bodenhaftung: Die Intendanten Thomas Collien und Ulrich Waller hätten ihm abgeraten. Lieber setze er auf „eine tolle Band“. Das achtköpfige Theater Orchester Hamburg unter der Leitung Matthias Stötzels gibt mit zwei Sängerinnen beim Abend „Kommen Sie ruhig rein“ treffend den Ton an, wenn es darum geht, das musikalische Schaffen mit einem Dutzend Alben und das (Schauspieler-)Leben Lechtenbrinks zu begleiten. Mit „Ich glaube Oma, du sitzt auf der Wolke“, wirft er den Blick flugs auf persönliche Weise nach oben und zurück.
Die Lieder von Kris Kristofferson hatten es ihm angetan
Der 74-Jährige, dessen Gesicht schon mit 15 im Antikriegsfilm „Die Brücke“ bekannt wurde, nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise. Lechtenbrink erinnert daran, wie er erst mit Anfang 30 zum Singen kam: Die Lieder des US-Stars Kris Kristofferson hatten es ihm angetan, diese textete er auf Deutsch. Weil er keinen Sänger fand, ermunterte Liedermacher Knut Kiesewetter Freund Lechtenbrink, es selbst zu versuchen. So entstand 1976 „Der Macher“. Lechtenbrink interpretiert den Titelsong seines Debütalbums nicht nur kernig neu, charmant erzählt er, wie er auf Ibiza von dem Hitparaden-Erfolg erfuhr: „Charts? GEMA? Was ist das?“, fragte sich der Sänger und Texter und erntet dafür heute Lacher.
Besonders amüsant: Lechtenbrinks Begegnungen mit Robert De Niro
Mit fast 25 Titeln führt seine Reise von der Hamburger Szene und dem besungenen Onkel-Pö-Stammgast „Harry Lehmann“ in die weite Welt: Und wer weiß denn, dass Volker Lechtenbrink 1983 Deutschland beim Grand Prix Eurovision vertrat? Als Texter des Hoffmann-und-Hoffmann-Liedes „Rücksicht“, nun von ihm selbst als Solist interpretiert. Mit jeder Anekdote mehr wird Lechtenbrink freier, lockerer. Mal ist er schmissig „Der Spieler“ im Country-Stil, dann zurückhaltender „Der Sänger“ oder „Irgendwann“ melancholisch. Wenn er von seinen Begegnungen mit Anthony Quinn, Hildegard Knef und Robert De Niro erzählt, wird es besonders amüsant.
Zweite Zugabe: ein zweites Mal Eric Claptons „Sally“
Den Bogen von der US-Filmwelt zum Winterhuder Marktplatz mitsamt Fischverkäuferin zu schlagen, das schafft nur Lechtenbrink, hörbar in „Volker und das Kind“. Alles mit rauchigem, mal leicht brüchigem und doch wandlungsfähigem Bass. Nach „Ich mag“ feiern ihn die Fans mit Ovationen und „Bravo!“-Rufen. Als zweite Zugabe gibt er ein zweites Mal auf Deutsch Eric Claptons „Sally“. Dann genießt der Künstler seinen verdienten Show-Feierabend.