Hamburg. Die “Hooligans des Jazz“ spielten im Großen Saal: Das war musikalisch furios, doch gab es akustische Probleme beim Gesang.

„In London nennen sie uns die Hooligans des Jazz“, sagt Jimi Tenor, bevor er sich mit seiner Bigband alle Möglichkeiten des Free Jazz herausnimmt. Die Melodien in der Elbphilharmonie gehen wild durcheinander, Pianist Niko Meinhold traktiert die Tastatur des Flügels auch mal mit der ganzen Hand, die zwölf Musiker kreieren allerlei Geräusche, nur der Beat bleibt solide. Dafür sorgen die beiden afrikanischen Percussionisten Ekow Alabi Savage - in seinem kunterbunten Anzug optisch der auffälligste Musiker des Ensembles – und Famson Akinola sowie der Berliner Schlagzeuger Max Weissenfeldt.

In seinem eigenen Studio hat der finnische Saxofonist, Flötist und Sänger sein aktuelles Album „Order Of No¬thingness“ aufgenommen. Daraus präsentiert er im Großen Saal eine Reihe von Nummern. Das Konzert mit der extra dafür zusammengestellten Bigband aus deutschen und afrikanischen Musikern ist eine gelungene Weltpremiere – und endet trotz der Komplexität der Musik nicht mit einem Exodus des Publikums. Brav bleibt es sitzen, erst vor der Zugabe verlässt ein kompletter Block das Konzerthaus, um zu den drei Leserreisen-Bussen einer Zeitung aus Schleswig-Holstein zu eilen, die draußen warten.

Einen Minuspunkt gibt es für Jimi Tenors Gesang – wegen der Akustik

In der Elbphilharmonie spielen Jimi Tenor und seine Bigband zeitgenössischen Bigband-Sound, der mit tanzbaren Grooves unterlegt ist, und der Ähnlichkeit mit den afro-futuristischen Sounds des Sun Ra Arkestra hat. Nicht überraschend, wenn man das Werk des finnischen Künstlers kennt. In der Vergangenheit hat Jimi Tenor schon häufiger mit Künstlern aus Ghana und Nigeria zusammengearbeitet, auch mit Ekow Alabi Savage. Der Afro-Funk des Multiinstrumentalisten macht gute Laune und hätte sicher in einem Club noch besser funktioniert als in einem bestuhlten Konzertsaal.

Als Tenor 1994 mit der Techno-Jazz-Nummer „Take Me Baby“ in der Szene auftauchte, war das Stück schnell ein Renner in den angesagten Clubs der europäischen Metropolen. Doch mit seiner neuen Großformation nimmt er auch das nicht besonders hippe Publikum in der Elbphilharmonie für sich ein. Einziger Minuspunkt des guten Konzertes: Jimi Tenors elektrisch verstärkter Gesang, bei der sich die Akustik der Elbphilharmonie als schwierig erweist. Die Songtexte und die Ansagen zwischen den Nummern sind leider kaum zu verstehen.