Hamburg. Afro Beats, Rock oder Melodien auf dem Dudelsack – diese Newcomer arbeiten mit der Firma zusammen. Und haben großes Potenzial.
Musik aus aller Welt, sie spielt auch in Hamburg – mehr denn je durch das renommierte Plattenlabel Glitterbeat, das unlängst hierhergezogen ist und seit Jahren veröffentlicht, was landläufig „Weltmusik“ genannt wird. Ein Begriff, den die Glitterbeatler vermeiden. „Wir nennen die Palette unserer Künstler und Künstlerinnen ,Vibrant Global Sounds‘“, sagt Jakob Burgemeister, der hier unter anderem für Lizenzen und kaufmännische Angelegenheiten zuständig ist und zudem den enormen Backkatalog betreut.
Unter den Glitterbeat-Acts derzeit besonders angesagt ist die niederländische Gruppe Altin Gün, die psychedelisch-anatolischen Rock spielt. Zu den Rennern im Repertoire zählen auch eine ganze Reihe von Bands aus Mali wie Tamikrest; Gitarren bestimmen den Sound dieser Tuareg-Combos. Bei Glitterbeat finden sich aber auch Avantgarde-Künstler aus Slowenien; arabischer Rock aus den Pariser Banlieus von Al Qasar; aus Kambodscha stammen die Khmer Rouge Survivors; aus Haiti kommt das Afro-Haitian Experimental Orchestra; aus Tel Aviv die iranisch-israelische Sängerin Liraz. Mehr als 130 Tonträger hat Glitterbeat bisher herausgebracht. „Wir sind ein Label für die Nische“, gibt Burgemeister unumwunden zu. „Aber damit lässt es sich ganz gut leben.“
Plattenlabel Glitterbeat: Die Produzenten arbeiten mit Musikern aus aller Welt zusammen
Am 1. Januar hat Glitterbeat seine Heimat von Filderstadt nach Hamburg verlegt. Burgemeister hatte sein Büro ohnehin schon seit einigen Jahren in der Harburger Schlachthofstraße bei Vertriebspartner Indigo. Ein weiteres Zentrum des Glitterbeat-Universums ist Ljubljana. Zwar gilt die slowenische Hauptstadt nicht gerade als ein Hotspot populärer Musik, doch Chris Eckman, der US-amerikanische Sänger und Gitarrist der Band Walkabouts, hat sich vor vielen Jahren hier niedergelassen, ein Tonstudio aufgebaut und im Jahr 2012 Glitterbeat zusammen mit seinem deutschen Freund Peter Weber, dem Manager von Tamikrest, ins Leben gerufen.
Auch beim Reeperbahn Festival ist das Glitterbeat-Label stets anzutreffen
Letztlich kümmern sich nur vier Menschen um alles, was bei Glitterbeat passiert. Eckman, Silvij Skok und Ira Kolbezen in Ljubljana, Jakob Burgemeister in Hamburg. „Wir werden aber noch von vielen freien Mitarbeitern unterstützt, so Burgemeister. „Das Scouting funktioniert als Zusammenspiel von Freunden aus der Szene. Auch Manager und Musiker empfehlen uns oft Bands. Chris Eckman akquiriert die Künstler, aber wir beraten gemeinsam, ob sie wirklich zu uns passen“, erklärt Burgemeister.
Wichtig sind für Glitterbeat auch Festivals, sowohl um sich über neue Bands zu informieren als auch um sich darzustellen. „Wir sind jedes Jahr beim Reeperbahn Festival, beim Eurosonic in Groningen, beim Le Guess Who in Utrecht und bei den Womex-Festivals. Peter und Chris sind zu Beginn häufig nach Mali gereist, um nach interessanten Künstlern zu suchen“, so Burgemeister.
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Im April tritt die Gruppe Altin Gün in der Fabrik in Hamburg auf
Wenn eine Band plötzlich international durch die Decke gehen würde, müsste man überlegen, was mit eigenen Mitteln noch machbar wäre: „Jedes kleine Label träumt von der eigenen Entdeckung à la Buena Vista Social Club, doch auch die eigenen Strukturen müssen behutsam mitwachsen.“
Altin Gün zum Beispiel besitzt großes Potenzial. Am 31. März veröffentlicht die Gruppe aus Amsterdam ihr nächstes Album „Ask“, am 22. April tritt sie in der Fabrik auf, vermutlich wird das Konzert ausverkauft sein. Große Erfolge hat Glitterbeat zuletzt im musikaffinen Großbritannien gefeiert. Das albanische Ensemble Saz’iso schaffte es in die Show des prominenten BBC-Moderators Jools Holland, die türkische Sängerin Gaye Su Akyol wurde gerade mit großen Artikeln in den britischen Musikmagazinen „Mojo“ und „Uncut“ gefeiert. Ende März ist sie im Hamburger Knust live zu erleben.
Neue Stücke: Dudelsackspielerin Bridghde Chaimbeul veröffentlicht im April
Jakob Burgemeister muss sich in den kommenden Wochen außer um Altin Gün um zwei weitere Projekte kümmern, die inhaltlich weit voneinander entfernt sind. Am 17. Februar erscheint „Work Hard“, das neue Album des ghanaischen Sängers King Ayisoba. Dahinter verbirgt sich eine tanzbare Afro-Beat-Platte mit einigen kraftvollen Songs. Besonders freut Burgemeister sich über eine Veröffentlichung im April.
„Ich habe zwar noch Schwierigkeiten ihren Namen korrekt auszusprechen, aber die Musik ist toll“, sagt er über die junge irische Künstlerin Bridghde Chaimbeul. Sie ist eine virtuose Dudelsackspielerin, die traditionelle Folklore mit Trance verbindet. Chaimbeul erweitert das musikalische Spektrum von Glitterbeat um eine weitere schillernde Facette. Und sie passt perfekt in diese „Vibrant Global Sounds“.