Hamburg. Hamburger Band fährt zum ESC-Finale nach Liverpool. Ehemaliger AfD-Größe passt dies gar nicht – die Band entgegnet auf ihre Weise.
Hamburg vertritt Deutschland beim Finale des Eurovision Song Contest (ESC) – und mit ihrem Sieg beim Vorentscheid sorgten die „Jungs von St. Pauli“, wie sich die fünf Mitglieder der Band Lord Of The Lost (LOTL) selbst bezeichnen, für reichlich Aufsehen. Garniert mit der üblichen Geschmacksdebatte. Die Interpreten und der Song, auf den sich sämtliche ESC-Fans verständigen können, wird allerdings ohnehin wohl niemals komponiert werden.
ESC: Lord Of The Lost vs. Frauke Petry
Eine, die sich zunächst weniger an dem LOTL-Beitrag „Blood And Glitter“ selbst zu stoßen schien als vielmehr am extravaganten Auftreten der Hamburger Rocker, war Frauke Petry. Am Tag nach der deutschen ESC-Qualifikationsrunde tat die langjährige AfD-Sprecherin öffentlich ihren Unmut über die ARD-Publikumswahl kund – die am späten Freitagabend mit großem Abstand eindeutig auf Lord Of The Lost gefallen war.
Das Endergebnis des ESC-Vorentscheids:
Frauke Petry stichelt gegen LOTL: „Pinke Herren“
„Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren 'vertreten' werden wollen...“, bemüßigte sich Petry zu twittern – um ihren Beitrag wenig später wieder zu löschen. Doch da hatten LOTL längst reagiert. „Keine Sorge, Frauke, Euch 'normale Bürger' vertreten wir auch nicht. Haben wir nie, werden wir nie“, antwortete die Band, die ihren Live-Auftritt im „Ersten“ (1,98 Millionen Zuschauer/14,6 Prozent Marktanteil) in Pink und Rot gehaltenen Outfits bestritten hatte.
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Die Reaktion beschwor offenbar derart Gegenwind herauf, dass Petry neben dem Löschen des Tweets eine weitere Erklärung nachschob. „Ich wollte niemandem den Spaß verderben“, schrieb die 47-Jährige abermals bei Twitter. Lord Of The Lost habe sie sich inzwischen „sogar“ angehört – „zu Bildungszwecken“ und, eine weitere Spitze: „trotz des Bühnengeschreis“. Ihren mehr oder weniger versöhnlichen Post schloss sie mit einem Hinweis auf Celine Dion: „Sie hier hat den ESC 1988 gewonnen. Eine Stimme wie wenige andere.“
ESC: Lord Of The Lost schon vor dem Finale im Höhenflug
Wie souverän Lord Of The Lost mit derlei Antipathie umzugehen pflegt, stellte Frontmann Chris Harms anschließend erneut unter Beweis. Sein lakonischer Kommentar zur Petry-Aktion in einem Interview mit t-online.de: „Pinke Herren lassen sich nicht von braunen Frauen ärgern.“ Aufhalten mit solchen Querschüssen sollten sich Harms & Co. tatsächlich nicht – vielmehr können sie sich über die wachsende Popularität freuen, zu der nicht zuletzt auch Rechtspopulistin Frauke Petry beigetragen haben dürfte.
Andere wie Schlagersänger Nino de Angelo freuen sich ohnehin uneingeschränkt mit den Hamburger ESC-Hoffnungsträgern für das Finale am 13. Mai in Liverpool:
Der LOTL-Siegeszug hält derweil auch bei Spotify an. Seit dem Finaleinzug beim Eurovision Song Contest ist die Hörerschaft bei dem Streamingdienst von 336.000 Hörerinnen und Hörern inzwischen auf mehr als 500.000 angewachsen (Stand: Dienstagnachmittag). Und der ESC-Song „Blood And Glitter“ steht nach anfänglich 645.000 Streams kurz vor dem Durchbruch der Millionenmarke.