Hamburg. Bjarne Mädel, Maximilian Mundt, Anna-Lena Schwing: Allein der Trailer fürs Filmfest strotzt nur so vor Namen. Was sich schon verraten lässt.

Fies gewachster Schnurrbart, die Arme mit Seemannstattoos übersät, ein enges Feinripphemd, dazu eine Lederweste und in der Hand ein Luftgewehr: Dass sich Bjarne Mädel nicht zu schade ist, den schmierigen Typen zu geben, hat er bereits in der Netflixserie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ bewiesen, in der er den Drogendealer Buba mimte.

Doch nicht dafür ließ sich der Hamburger Schauspieler am Freitag auf dem Gelände des Schützenfestes in Neuenfelde den blöden Bart ankleben. Genau so wenig für die neue Heinz-Strunk-Serie „Last Exit Schinkenstraße“, in der er eine kleinere Rolle spielt. Stattdessen taucht Bjarne Mädel samt ulkigem Dress im Trailer für das diesjährige Filmfest Hamburg auf. Wie bereits im Trailer der 2021er-Edition (in der auch das Abendblatt einen Auftritt hat) steht Mädel in dem kurzen Clip als zwielichtiger Typ hinter einem Tresen – nur diesmal nicht als Kioskverkäufer, sondern als Schießbudenbesitzer.

Filmfest Hamburg: Neuer Trailer wieder mit Bjarne Mädel

Die Gründe dafür, wieso Mädel auch in diesem Jahr fürs Filmfest, das im September stattfindet, trommelt, sind divers, aber in erster Linie personeller Natur. Einerseits betrachtet er seine Rolle im Trailer als Abschiedsgruß: „Albert Wiederspiel, der das Festival leitet, der hört ja auf. Das ist sein letztes Jahr. Deshalb dachte ich, ihm zu Ehren mache ich das noch einmal“, so Mädel. Nach 20 Jahren Filmfestleitung übergibt Wiederspiel das Cineastenzepter im kommenden Jahr an Malika Rabahallah.

Andererseits ist Mädel wohlbekannt mit dem Regieduo des diesjährigen Trailers, erzählt er: „Maximilian Mundt kenne ich von ,How to Sell Drugs’, da haben wir zusammen gespielt. Und Anna-Lena Schwing habe ich bei ,Sörensen hat Angst’ besetzt.“ Dieses Regiedebüt Mädels premierte 2020 auf dem Filmfest Hamburg. „Dass die beiden jetzt hier die Regie machen, fand ich irgendwie ganz lustig – jetzt können die mich mal anschreien“, sagt Mädel.

Maximilian Mundt und Anna-Lena Schwing als junges Regieduo

Ähnlich freudig begegnen Anna-Lena Schwing und Maximilian Mundt, erst 26 und 27 Jahre alt, dem filmischen Heimspiel. „Ich find’s total voll schön, dass ich in dem ersten Film mit Bjarne als Regisseur gespielt habe und er jetzt mitspielt, wenn wir Regie machen – da schließt sich der Kreis“, meint Schwing.

Maximilian Mundt, Bjarne Mädel, Anna-Lena Schwing beim Dreh für den Filmfest-Trailer 2023 in Neuenfelde.
Maximilian Mundt, Bjarne Mädel, Anna-Lena Schwing beim Dreh für den Filmfest-Trailer 2023 in Neuenfelde. © Lars Nitschke | Lars Nitschke

Das Filmfest hat den beiden Schauspiel- und Regieversierten, die seit 2015 gut befreundet sind und sich sogar zeitweise eine Wohnung in Hamburg geteilt haben, ziemlich freie Hand gelassen – nicht nur, was den Trailer angeht. „Normalerweise kommt erst das Filmfest-Motto und dann wird der passende Trailer gemacht“, erzählt der in Hamburg geborene Mundt, „aber das Filmfestplakat wurde diesmal erst erstellt, nachdem wir das Konzept eingereicht hatten.“ Eine absolute Ehre, so die Wahrnehmung der beiden, der sie ohne ihr eingespieltes Drehteam nicht hätten begegnen können.

Der vielleicht extravaganteste Filmfest-Trailer aller Zeiten

Sowieso: Das Regieduo Schwing/Mundt macht den Eindruck, als fasse es selbst noch nicht richtig, als junge Regisseure so viel Vertrauen von Produktionsfirma und Filmfest entgegengebracht zu bekommen. Zumal der diesjährige Trailer ziemlich extravagant zu werden verspricht.

„Wir lieben einfach total ausgefallene, merkwürdige, genremäßige Geschichten und finden, dass genau die das Kino ausmachen und es vom Fernsehen unterscheiden“, sagt Mundt. „Kino ist eben oft mutiger, darf sich etwas trauen. Deshalb trauen wir uns hier gerade auch eine ganze Menge bei dem Trailer – und sind gespannt, ob er auch vor den Kinderfilmen laufen darf.“

Statt Hamburger Dom: Dreh auf Neuenfelder Schützenfest

Apropos poppig sowie hell und bunt. An Drehtag drei von drei des Trailers hat sich die – im Übrigen ehrenamtlich arbeitende – Setgemeinde an einem eindrucksvoll bizarren Ort versammelt: dem am Morgen noch nicht im Feierbetrieb begriffenen Gelände des Neuenfelder Schützenfestes.

Ursprünglich sollte die Bjarne-Mädel-Szene auf dem Hamburger Dom abgedreht werden, zeitlich habe das aber nicht hingehauen. Egal, eine Schießbude gibt’s auch hier, auf der anderen Seite der Elbe. „Ich bin eigentlich total froh, jetzt hier zu sein. Weil es diese Ulkigkeit hat, dieses Urige, Bodenständige“, sagt Mundt angesichts des nahezu aufdringlich dekorierten, aber menschenverlassenen Festplatzes unter azurblauem Himmel.

Filmfest Hamburg: Bjarne Mädel stiftet Vorfreude

Obwohl der Trailer das Hamburger Kinopublikum eigentlich erst von August an heiß aufs Filmfest machen soll, verraten die Beteiligten schon vorab ein paar Details: Zum Beispiel dass die kultige Veddeler Fischgaststätte einen Auftritt haben wird und das wichtigste Filmfest-Requisit überhaupt, der quietschgelbe Friesennerz, auch im diesjährigen Trailer nicht fehlt.

Vorfreude stiftet zudem eine Hoffnung Bjarne Mädels, die sich vielleicht schon bald als Fakt bestätigen lässt. Er setzt nämlich darauf, dass der zweite Teil der Sörensen-Fernsehfilmreihe, „Sörensen fängt Feuer“, beim Filmfest Hamburg Premiere feiert. Mädel führte hier wie bereits im ersten Teil Regie und spielt die Hauptrolle. „Das wäre natürlich toll, wenn ich in meiner Heimatstadt den Film zeigen darf. Es ist zwar eigentlich ein Fernsehfilm, aber die Bilder sind schon kinotauglich.“