Der Bestsellerautor („Fleisch ist mein Gemüse“) spielt in seiner ersten TV-Serie selbst mit. Ein Set-Besuch mit viel Rosa.

Wenn Meiendorf ein Problem mit dem Anwohnerparken hätte, dann wäre es dieser Tage verschärft worden. Filmleute kommen ja immer mit einer ganzen Wagenkolonne. Und dann gibt’s dann oft auch noch ein Zelt oder Ähnliches, in dem die Produktionsmeute Verpflegung erhält.

So ist das in dem idyllischen Ortsteil nahe dem Volksdorfer Wald jetzt gewesen. Teile der Amazon-Serie „Last Exit Schinkenstraße“ wurden dort in einem Einfamilienhaus gedreht. Was man anlässlich eines Set-Besuchs lernt, ist: Es gibt Wärmejacken fürs Ensemble. Marc Hosemann und Heinz Strunk tragen dasselbe Modell. Ist aber gar nicht kalt, und man hat eh gedacht, dass das vielleicht auch die Kostümierung für den Dreh sein könnte.

„Last Exit Schinkenstraße“ mit Heinz Strunk: 14 Drehtage in Hamburg

Ist es aber nicht. In dem Sechsteiler, der voraussichtlich im September zu sehen sein wird, spielen Strunk (60) und Hosemann (52) zwei arbeitslose Musiker, die wieder auf die Beine kommen wollen – indem sie mit Schützenfest-Schlagern den Ballermann erobern.

14 Drehtage in Hamburg und Umgebung, 18 auf Mallorca, wie stets in der Branche ist alles dicht getaktet. Kommende Woche geht es auf die Insel, Teile der Malle-Action wurden aber auch in Hamburg und Umgebung gedreht.

Im derzeit leer stehenden Park Hotel in Ahrensburg, im Plattenstudio in der Admiralitätsstraße und im Kaiserkeller war Regisseur Jonas Grosch zuletzt mit der „Last Exit Schinkenstraße“-Crew, jetzt also die Hamburger Peripherie. Bevor die Hauptdarsteller, zu denen neben Strunk und Hosemann auch Bettina Stucky (54) zählt, ein paar Worte zur von Schinken-Mastermind Strunk geschriebenen Serie sagen, gibt es die Gelegenheit, den Drehort zu besichtigen.

Heinz Strunk in Hamburg: „Ein Lächeln ist das Schönste, was du tragen kannst“

Sagen wir mal so, es gibt da viel Schauwert. Das Serien-Ehepaar Torben (Hosemann) und Ilona (Stucky) lebt in einem vollgestellten Kitschspießer-Eigenheim. Goldene Elefanten, riesige Teddybären, viel Rosa, Motto-Kissen mit Aufdrucken („Ein Lächeln ist das Schönste, was du tragen kannst“, „We are Family“).

Das ist der Ilona-Style, sie ist, so steht es im Drehbuch, ziemlich eifersüchtig, was ihren Gatten angeht. Auf Mallorca kann man es ja allzu bunt treiben. Hinsichtlich der Interieur-Vorlieben der Serienfigur haben es, so wird berichtet, die Location-Scouts mit der Meiendorfer Bleibe gut getroffen: So viel zusätzliche Requisiten mussten sie gar nicht besorgen.

Tragik, sagt der viel gelesene Topautor und Tristesse-Profi Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“, „Ein Sommer in Niendorf“), spiele bei „Last Exit Schinkenstraße“ anders als bei seinen anderen Stoffen kaum eine Rolle, „es ist eine Buddy-Komödie“.

Amazon-Serie: Die Geschichte zweier Männer, die am Ballermann nach oben wollen

Die Geschichte „von zwei armen Willis, die wieder Grund im Treibsand des Lebens bekommen wollen“, so Strunk. Das hat er schön formuliert, und schön sieht er auch aus – schön zurechtfrisiert zu seiner uncoolen, Saxofon spielenden Serienfigur Peter. Die Frisur ist ein Hit, man hätte ihn fast nicht erkannt.

Was das Musizieren anbelangt: Die von Strunk geschriebenen El-Arenal-Hauer sind „integraler Bestandteil“ (Strunk) der Serie, „nicht alles ist erst mal so komisch oder witzig gemeint, wir wollen das so authentisch machen, dass das echte Ballermann-Gänger aus anderen Gründen als wir gut finden“.

Sein Co-Star Hosemann („Der Stoff hat durchaus auch einen traurigen Unterton, Heinz Strunk und ich sind Jack Lemmon und Walter Matthau für Arme, auf jeden Fall Oldschool“) teilt noch launig mit, wie gut er, der sich für die Serie entsprechende Fähigkeiten selbst draufschaffte, sein Trompetenspiel findet. Hosemann: „Die anderen mögen es allerdings nicht so.“ – Strunk: „Doch, es ist super.“

Strunk und Hosemann: Ein Buddy-Duo mit Potenzial?

Und dann gehen die beiden Männer, die sich augenscheinlich gut verstehen, wieder ans Set – gefühlt schon wieder halb drin in ihren Rollen. Heinz Strunk, der seine Schlager-Ära im vergangenen Sommer mit seinem Song „Breit in 100 Sekunden“ einläutete, hat Großes vor mit seiner ersten TV-Serie. „Hochkomik“ nennt er das, was „Last Exit Schinkenstraße“ am Ende sein soll, also das Gegenteil von Comedy.

Jetzt geht es erst mal nach Mallorca, also ans Eingemachte. Hamburg-Meiendorf ist auch in der Serie nur das Vorspiel. Dem freundlichen Interesse der Anwohner nach zu urteilen, die immer mal wieder auf dem Trottoir stehen bleiben, um auf den Drehort zu linsen, freuen sie sich sichtlich über die vorübergehende Anwesenheit der Filmcrew.

Endlich mal was los hier.