Hamburg. Albert Dupontels „Was dein Herz dir sagt“ trifft nicht immer den richtigen Ton. Dennoch war der Film ein großer Erfolg.

„Adieu, ihr Idioten“, verabschiedet sich Jean-Baptiste „JB“ Cuchas (Albert Dupontel), als er in seinem Büro ansetzt, sich eine Gewehrkugel in den Kopf zu jagen. Der Chef seiner Behörde will den brillanten, 50 Jahre alten IT-Sicherheitsexperten durch einen Jüngeren ersetzen. Doch mit dem im Internet bestellten Jagdgewehr schießt JB daneben und löst damit unter Mitarbeitern und Kunden eine Panik aus.

Kurz zuvor hat die 43-jährige Suze Trappet (Virginie Efira) von ihrem wenig einfühlsamen Arzt erfahren, dass sie eine seltene Autoimmunkrankheit hat. Ihre Lunge ist durch den chronischen Haarspray-Gebrauch im Friseurberuf unheilbar geschädigt, sie hat nicht mehr lange zu leben. Suze beschließt, die verbleibende Zeit zu nutzen, sich endlich auf die Suche nach ihrem Sohn zu machen, den sie als Jugendliche auf Druck ihrer Eltern zur Adoption weggeben musste. Hilfesuchend sitzt sie nun just bei einem der Beamten, als nebenan JB den Abzug drückt und das Geschoss die dünne Wand durchschlägt.

„Was dein Herz dir sagt“: Schicksal bringt einsame Menschen zusammen

Und so bringt das Schicksal plötzlich zwei einsame Menschen zusammen, die beide vor den Scherben ihres Lebens stehen. Gespielt unter anderem von Albert Dupontel, Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur der französischen Tragikomödie „Was dein Herz dir sagt“, die im Original den vielversprechenderen Titel „Adieu, ihr Idioten“ trägt. Suze sieht ihre Chance, rettet JB aus den Trümmern und erpresst ihn, gemeinsam ihren inzwischen erwachsenen Sohn aufzuspüren. Der blinde Archivar der Behörde schließt sich ihnen spontan an, und es beginnt das chaotisch-turbulentes Wettrennen dieses ungleichen Trios unfreiwilliger Rebellen gegen die Mühlen der Bürokratie, das von einer grotesken Situation in die nächste stolpert. Ständig gejagt von Polizei und Behörden.

Als Schauspieler von den Anarcho-Filmern Benoît Delépine / Gustave Kervern („Der Tag wird kommen“) geprägt, ist Dupontel zudem erklärter Fan der Komiktruppe Monty Python, Terry Gilliam hat hier einen kleinen Gastauftritt als Internetwaffenhändler. Der Humor in Dupontels achter Regiearbeit ist entsprechend mal absurd, mal schwarzhumorig, erreicht aber nicht den Irrwitz der Vorbilder. Dazu ist er zu sentimental, zu aufgeräumt, allzu oft landet er beim Slapstick.

Drehbuch und Timing haken – dazu kommt eine Fehlbesetzung

Satirische Lichtblicke wie der Psychologe, der JBs Suizidversuch per Ferndiagnose umdeutet, um ihn als Terroristen zum Abschuss freizugeben, werden übertönt von Harmlosigkeiten wie dem bis zur Ermüdung wiederkehrenden Gag falsch ausgesprochener Nachnamen. Nicht nur am Drehbuch und Timing hakt es, vor allem die im dramatischen Fach oft fantastische Virginie Efira ist hier fehlbesetzt.

Den Franzosen hat es dennoch gefallen. In seiner Heimat lockte der Film nach dem Lockdown nicht nur mehr als zwei Millionen Zuschauer ins Kino, er räumte vergangenes Jahr bei den Césars, den französischen Filmpreisen, auch sieben Auszeichnungen ab, darunter für den besten Film. Es ist dennoch fraglich, ob die burleske Tragödie den Humorgeschmack des deutschen Publikums trifft. Zumindest das Ende ist konsequent. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg.

„Was dein Herz dir sagt“ 87 Minuten, ab 16 Jahren, läuft im Koralle und Blankeneser