Hamburg. Viele Urlauber und Urlauberinnen verbinden den Strandort in Italien mit Sommer, Sonne und Spaß – der Kinofilm zeigt eine andere Seite.
Rimini ist ein Sehnsuchtsort. Der Badeort an der italienischen Riviera steht für Sommer, Sonne, Strandurlaub. All das meidet Ulrich Seidl, der Provokateur des österreichischen Films, in seinem gleichnamigen Spielfilm und richtet seinen sezierenden Blick auf Schattenseiten und unerfüllte Sehnsüchte. Im winterlich-verwaisten Rimini hat alles seine besten Zeiten lange hinter sich: nicht nur das Wetter, auch die Gebäude und nicht zuletzt die Menschen.
Kino Hamburg: Der Protagonist ist Schlagersänger und Gigolo
So auch Richie Bravo (Michael Thomas), der einst als Schlagersänger erfolgreich war, sich mittlerweile aber recht abgehalftert mit kleinen Auftritten vor Busladungen mit Rentnergrüppchen in halb leeren Hotelsälen verdingt. Für einen kurzen Moment verkauft er den mehrheitlich weiblichen Fans mit seinen Herzschmerzliedern simulierte Lebensfreude.
Weil sich allein damit seine Spiel- und Trunksucht nicht finanzieren lassen, besucht er als Gigolo die eine oder andere ältere Dame später noch auf deren Hotelzimmer. Der Geschlechtsverkehr ist dabei nicht minder erbärmlich, aber der Witwentröster braucht Bargeld. Erst recht, als seine erwachsene Tochter Tessa (Tessa Göttlicher) auftaucht, die Unterhalt für die Jahre der Vernachlässigung einfordert.
Kino Hamburg: Regisseur vor Ausbeutung von Kindern vorgeworfen
„Rimini“ feierte im Februar auf der Berlinale Weltpremiere, bereits da wurde mit „Sparta“ ein inhaltlich verbundener Film über Richies Bruder angekündigt, der sich in Rumänien um Jungen kümmert und mit seiner pädophilen Veranlagung hadert. Anfang September wurden Vorwürfe gegen den Regisseur laut, er habe die rumänischen Kinderdarsteller bei den vor drei Jahren stattgefundenen Dreharbeiten ausgebeutet.
- „Klarsfeld: A Love Story“: Das Powerpaar des Antifaschismus
- Neue Doku über Martin Suter: Alles nur gelogen?
- Filmfest: Fatih Akin (fast) allein unter Gangsterrappern
Dagegen hat sich Seidl mehrfach gewehrt, zuletzt in einem großen „SZ“-Interview vor einigen Tagen. „Rimini“ jedenfalls sollte vor allem als Film für sich beurteilt werden. Und als solcher ist er für Seidls Verhältnisse nicht nur erstaunlich empathisch, sondern auch unbedingt sehenswert.
„Rimini“ 116 Min., ab 12 J., im Abaton, 3001