Hamburg. In dem Drama spielt der schwedische Schauspieler Rolf Lassgård hingebungsvoll den Partner seiner kranken Partnerin (Dagmar Manzel).

Rolf Lassgård ist einer der bekanntesten schwedischen Schauspieler. Einer seiner größten Erfolge war das gleichnamige Nachbarschaftsekel aus dem Film „Ein Mann namens Ove“, aber man sah ihn auch im vergangenen Jahr in der „Schachnovelle“ und einer Folge von „Bella Block“. Viele haben ihn auch noch als den ersten Kommissar Wallander in Erinnerung.

Dass der hünenhafte Mime zu sehr differenzierten Darstellungen fähig ist, zeigt der 67-Jährige jetzt an der Seite von Dagmar Manzel im berührenden Drama „Ein großes Versprechen“, in dem es um Multiple Sklerose (MS) geht. 250.000 Menschen sollen allein in Deutschland mit dieser heimtückischen Krankheit leben. Im vergangenen Jahr kam der große Schwede (1,93 Meter) zum Filmfest.

Hamburger Abendblatt: Wie waren Sie mit dem Empfang zufrieden, Herr Lassgård?

Rolf Lassgård: Ich habe ihn sehr genossen und muss dazu sagen, dass ich vorher zuletzt 2019 in einem Kino war. Ich war wirklich aufgeregt, als das Licht abgedunkelt wurde und das Filmfest-Logo erschien. Er war sehr schön, den Film auf einer großen Leinwand zu sehen.

Ist dieser Film depressiv oder realistisch?

Lassgård: Er verschließt seine Augen nicht vor der Wirklichkeit. Die Szenen, in denen der Krankheit Liebenswürdigkeit entgegensetzt wird, sind total gelungen.

Filmdrama: Lassgård und Manzel harmonieren

Gab es Szenen, die schwer zu spielen waren?

Lassgård: Manchmal habe ich über Eric und seine unerschütterliche Geduld gedacht: Jetzt ist es aber mal gut. Man musste sich schon entscheiden.

Es macht den Eindruck, als hätten Sie und Ihre Partnerin Dagmar Manzel sich vor der Kamera ziemlich gut verstanden.

Lassgård: Oh ja. Unserer ersten Gespräche über den Film haben wir schon vor fünf Jahren geführt. Wir haben dann einen Kurzfilm zur Vorbereitung zusammen gedreht. Da habe ich sie das erste Mal getroffen. Das hat dem finalen Film, glaube ich, sehr gutgetan, denn als Schauspieler fühlt man es, wenn man mit seinem Gegenüber gut klarkommt. Ich wollte diesen Film unbedingt drehen. Ich bewundere Dagmar und liebe es, mit ihr zu arbeiten.

Wie war es für Sie, auf Deutsch zu drehen?

Lassgård: Das war natürlich eine Herausforderung. Ich habe das ja auch vorher schon einmal gemacht, aber nicht so ausführlich wie hier. Ich musste hier ja keinen Deutschen spielen, sondern nur jemand, dem man glaubt, dass er hier lebt. Ich hoffe, das versteht man schon im ersten Teil des Films, wenn ich am Telefon einmal Schwedisch spreche und dann wieder auf Deutsch umschalte.

In einem der ersten Dialogsätze muss sich Eric anhören: In ein paar Tagen wirst du ein alter Mann sein. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Lassgård: Nicht nur im offiziellen Leben. Das ist wohl ein Prozess, den wir in diesem Lebensstadium alle durchlaufen. Aber er versucht irgendwie dagegen anzugehen. Eric möchte auch weiterhin arbeiten, denn die Arbeit ist neben seiner liebevollen Frau sein Leben.

Trifft das auch auf Sie als Schauspieler zu?

Lassgård: Ein bisschen.

Wissen Sie schon, was Sie tun wollen, wenn Sie aufhören?

Lassgård: Ein wenig gärtnern vielleicht.

Wie schafft es Eric, so geduldig zu bleiben? So hat das Paar beide ja sicherlich nicht angefangen.

Lassgård: Das kann sicherlich nicht jeder. In allen langen Beziehungen ist es aber so, dass die Partner versuchen, einander zu verändern.

Warum haben Sie eigentlich im Laufe Ihrer Karriere so viele Polizisten gespielt?

Lassgård: Och, das waren doch nur vier oder fünf in 20 Filmen. Aber ich war oft in Serien zu sehen, in denen es um Gesetzeshüter ging.

Lassgård: Lieber Filme statt Serien

Was halten Sie zurzeit von der schwedischen Filmindustrie?

Lassgård: Momentan boomen natürlich TV-Serien. Aber ich hoffe doch sehr, dass die Leute Lust bekommen, eine Geschichte nicht in sieben oder neun Teilen, sondern in zwei Stunden und dann auf der großen Leinwand zusehen. Es gibt zurzeit ziemlich viele und kluge Frauen im Filmgeschäft, die noch viel vorhaben. Ich drücke ihnen die Daumen.

Sie gelten als großer Eishockey-Fan. Das konnten Sie sich in jüngster Zeit auch nicht so oft live ansehen, oder?

Lassgård: Nur im Fernsehen. Aber das ist irgendwie nicht dasselbe.

Sie kennen durch Ihre Arbeit Hamburg mittlerweile ganz gut, oder? Wie haben Sie hier Ihre Zeit verbracht?

Lassgård: Wir haben sechs Wochen lang hier gearbeitet. Der Rest entstand in Malmö. Ich bin ein Spaziergänger und ziehe dabei immer weitere Kreise. Ich versuche so, eine Stadt in meine Hosentasche zu bekommen. Besonders gut hat es mir in diesem Teil der Stadt gefallen, den ich nur schwer aussprechen kann: Schan-zen-vier-tel, stimmt das so?

Das ist okay. Sie waren der erste Schauspieler, der Kommissar Wallander verkörpert hat. Die Reihe war hier sehr populär. In Schweden auch?

Lassgård: Kommt darauf an. Noch erfolgreicher war „Ein Mann namens Ove“. Nachdem ich meine Wallander-Folgen abgedreht hatte, kam ein neuer Hauptdarsteller für die Rolle und dann noch einer. Die Rolle veränderte sich. Das war gut für mich. Ich wollte, dass mein Wallander dicht an Henning Mankells Romanen dran war. Als wir mit den Dreharbeiten begonnen haben, gab es davon aber erst zwei. Zwölf Jahre lang habe ich den Kommissar am Ende gespielt.

Sie haben auch mit einer sehr populären Schauspielerin aus Hamburg vor der Kamera gestanden: Hannelore Hoger.

Lassgård: Oh ja. Ihretwegen habe ich überhaupt nur den Mut gehabt, die deutsche Sprache zu benutzen. Wir haben drei sehr unterschiedliche Filme zusammen gedreht. Sie ist eine starke, nette Frau und eine großartige Schauspielerin.