Hamburg. Auch am Theater explodieren Kosten und herrscht Fachkräftemangel. Aber ein Hamburger Festival reißt die Stimmung bundesweit hoch.

Zwölf Inszenierungen zeigen die Privattheatertage (PTT) vom 27. Juni an auf verschiedenen Hamburger Bühnen. Sieben Intendanten der eingeladenen Häuser aus ganz Deutschland sind auf Einladung von Axel Schneider, selbst Intendant des Altonaer Theaters und der Kammerspiele sowie dem Initiator der PTT, in die Hansestadt gekommen, um sich über ökonomische Probleme, veränderte Rezeption und die Rolle von Theater im gesellschaftlichen Prozess auszutauschen.

„Solche Treffen sind wichtig“, findet Renate Heitmann von der Bremer Shakespeare Company. Ihr Kollege Nico Dietrich vom jungen Theater Göttingen ergänzt: „Es ist schon eine große Auszeichnung, von der Jury ausgewählt worden zu sein und nach Hamburg eingeladen zu werden.“

Die mediale Resonanz auf eine Einladung nach Hamburg sei im Heimatort groß, sagt Axel Krause vom Theater Ansbach und zeigt einen Zeitungsausschnitt der dortigen Lokalzeitung. „So eine Einladung gibt dem ganzen Haus wieder einen Schub“, so Christine Haas vom Gostner Hoftheater aus Nürnberg. Für die Theaterleute sei es wichtig, auch überregional wahrgenommen zu werden und sich in einer Metropole wie Hamburg präsentieren zu können.

Privattheatertage in Hamburg: Sehnsucht nach Komödien und leichteren Stoffen

Christian Kühn von der Comödie Dresden erkennt in der gegenwärtigen Zeit mit Post-Corona und Krieg in der Ukraine eine Sehnsucht nach Komödien und leichteren Stoffen, doch er erkennt auch viel „mutiges Theater“ bei den PTT. Er kommt mit der Komödie „Die Goldfische“ nach Hamburg, in der behinderte mit nicht behinderten Schauspielern gemeinsam auf der Bühne stehen.

„Auf die ,Medea’ haben viele Zuschauer in diesen Zeiten keine Lust“, erklärt Axel Krause, Intendant am Theater Ansbach, „deshalb setzen wir auf intelligente Unterhaltung und haben hintereinander ,Der nackte Wahnsinn’, Handkes ,Die Zeit, in der wir nichts voneinander wussten’ und Brechts ,Dreigroschenoper’ auf den Spielplan genommen.“ Nach Hamburg kommen die Ansbacher mit der „Dreigroschenoper“ und insgesamt 25 Mitwirkenden.

Axel Schneider: „Wir sind auf Gelder aus Berlin angewiesen“

Sorgen äußern die Theaterleiter in dieser Runde auch. Die Zuschauerzahlen haben die Vor-Corona-Zeit noch nicht wieder erreicht, Kosten explodieren, es herrscht Fachkräftemangel. Doch alle bestätigen die Wichtigkeit von Theater. „Wir sind der kulturelle Erstkontakt“, sagt Nico Dietrich, der in Göttingen Theater für Kinder und Jugendliche macht.

„Theater ist ein wichtiger Verstärker im gesellschaftlichen Prozess. Wir können Diversität bewusst machen und bemühen uns um ein diverseres Publikum“, so Renate Heitmann. Unter anderem ist die Bremer Shakespeare Company eine Kooperation mit einem Theater in Istanbul eingegangen.

Obwohl die Privattheatertage jetzt zum elften Mal sehr erfolgreich in Hamburg laufen, ist nicht sicher, ob es sie auch in Zukunft geben wird. „Die Hamburger Kulturbehörde fördert uns, aber wir sind auch auf Gelder aus Berlin angewiesen. Über diese Förderung wird aber erst im November entschieden“, so Axel Schneider. Da hat die Saison in den vielen Theatern schon lange wieder begonnen.

Privattheatertage 27. 6. bis 9.7.; Termine und Infos unter www.privattheatertage.de