Hamburg. Geplant ist ein Dokumentarstück über ein verschwindendes Volk. Zur Vorbereitung geht es deshalb nach Lettland.

Diese Kooperation zwischen Volkstheater und Freier Szene ist so ungewöhnlich wie spannend: Für ein Projekt über aussterbende Sprachen machen im kommenden Jahr das Ohnsorg-Theater und das Lichthof Theater gemeinsame Sache.

In „Dat Leven vun de Liven“ will Regisseur Helge Schmidt (der in der Vergangenheit unter anderem einen Dokumentartheaterabend über den Cum-ex-Skandal realisierte) „nicht nur institutionelle, sondern auch sprachliche, inhaltliche und ästhetische Grenzen“ überwinden.

Ohnsorg und Lichthof Theater: Zur Vorbereitung nach Lettland

Und auch ganz konkrete: Zur Vorbereitung will die Gruppe ein schwindendes Volk in Lettland besuchen, die Liven, von denen es weltweit nur noch wenig mehr als 200 Angehörige gibt. Nur eine gute Handvoll sprechen Livisch auf muttersprachlichem Niveau. Die Sprache gilt als ausgestorben.

Er wolle „fragen, was eine Kultur definiert, welche Kultur uns schützenswert erscheint und wer das entscheidet“, beschreibt „Faust“-Preisträger Helge Schmidt seine Motivation. „Dass wir nach Lettland aufbrechen, um auf Plattdeutsch das Livische kennenzulernen, ist genauso gewagt wie folgerichtig.“

Matthias Schulze-Kraft, Künstlerischer Leiter am Lichthof („Genregrenzen sind langweilig“), und Ohnsorg-Intendant Michael Lang sind sich einig, wie sehr beide Spielstätten und insbesondere das Thema selbst von der Zusammenarbeit profitieren, organisatorisch und künstlerisch: „In diesem Falle bietet es sich geradezu an, Fragen der Vergangenheit wie auch der Zukunft von ,regionalen Spezialitäten‘ gemeinsam mit Theaterschaffenden aus verschiedenen Kollektiven und Einrichtungen zu betrachten, unterschiedlich zu beleuchten und dabei Traditionen in den Kontext zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu setzen“, so Lang.

Die Uraufführung ist für den 24. Februar 2023 im Lichthof Theater geplant.