Hamburg. Das Theater für Kinder feierte sein 50. Jubiläum mit einer Matinee. Kultursenator Carsten Brosda gratulierte.
Der zuständige Beamte im Bezirksamt Altona wusste wohl nicht so recht, was sich hinter dem ihm vorliegenden Antrag verbarg. Doch er erteilte Uwe Deeken die Erlaubnis, „ein Kindertheater zur Veranstaltung von Singspielen, Gesangsvorträgen, deklamatorischen Vorträgen, theatralischen Vorstellungen sowie Schaustellungen von Personen zu betreiben“. Das Schriftstück klingt, als stamme es aus dem 19. Jahrhundert, datiert aber vom 19. Februar 1968 und markiert den Beginn einer Ära, die vor 50 Jahren begann und deren Ende nicht abzusehen ist.
Er werde das Theater für Kinder auch in den nächsten 50 Jahren weiterführen, verkündete der neue Intendant Marius Adam am Sonntag mit einem Lächeln bei der Jubiläumsfeier im Haus an der Max-Brauer-Allee. Gewürdigt wurde vor allem Uwe Deeken, der vor 50 Jahren das ehemalige Kino in Altona zu einem Theater umbaute. Deekens Überlegung damals: Warum gibt es nur in der Vorweihnachtszeit Aufführungen, die sich an Kinder wenden und nicht das ganze Jahr über? Mit dieser Idee stand er ziemlich allein und wurde belächelt.
Institution in der Stadt
Heute dagegen wird ihm und seiner Frau Barbara Hass von vielen Seiten höchster Respekt gezollt, denn das Theater für Kinder und das Mitte der 90er-Jahre im selben Haus gegründete Allee Theater sind zu Institutionen in der Hansestadt geworden und haben weit darüber hinaus Wirkung erzielt. 2006 etwa reiste das Theater für Kinder mit dem Musikstück „Mozart als Kind“ nach China und wurde dort gefeiert. Und „Die kleine Zauberflöte“ gastierte im Opernhaus von Shanghai.
Die erste Premiere im neu eröffneten Theater für Kinder ging am 27. Februar 1968 über die Bühne. Gezeigt wurde Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“. Kultursenator Carsten Brosda verglich Uwe Deeken in seinem Grußwort mit der rothaarigen Göre, die sich die Welt so macht, wie sie ihr gefällt. Die Beschreibung „unerschrocken“ treffe sowohl auf Deeken als auch auf Lindgrens Figur zu.
Wichtig sind moderne Autoren
Das Theater für Kinder spielt nicht nur klassische Märchen, sondern hat stets ein besonderes Augenmerk auf Stücke moderner Kinderbuchautoren gelegt. Außer denen von Astrid Lindgren wurden auch Geschichten von Christine Nöstlinger, Paul Maar, Michael Ende, Otfried Preußler und James Krüss auf die Bühne gebracht. Zur Zeit läuft mit großem Erfolg „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ nach James Krüss.
Das engagierte Theaterpaar wagte 1979 mit „Die kleine Zauberflöte“ erstmals den Sprung ins Musiktheater. Barbara Hass, für Kostüme und Libretti verantwortlich, war die treibende Kraft hinter diesen Kinderopern, die dann 1996 zur Gründung des Allee Theaters führten. „Eine Bühne, zwei Welten“ ist der Leitspruch. Vormittags spielt das Ensemble Kinderstücke, abends werden in dem Saal mit seinen 200 verschiedenen rot-goldenen Stühlen Kammeropern gegeben.
Für Kinder ist das Beste gerade gut genug
Bei der Jubiläums-Matinee erinnerten Moderator Lutz Hoffmann und Mitglieder des Ensembles noch einmal an Aufführungen, die besonders für das junge Publikum unvergessen bleiben werden. Aus dem Archiv holten sie eine Reihe von Briefen hervor, in denen Kinder unverblümt und begeistert ihre Meinung kundtaten. Der achtjährige Simon schrieb zum Beispiel nach einer Aufführung des „Räuber Hotzenplotz“: „Wenn ich groß bin, werde ich Polizist, und dann bringe ich dich ins Gefängnis!“ Die jungen Zuschauer haben dem Theater in seiner langen Geschichte übrigens nicht nur Fanpost geschrieben, sondern auch jede Menge Bilder gemalt, in denen ihre Eindrücke festgehalten sind.
Kultursenator Brosda lobte den Enthusiasmus von Uwe Deeken und Barbara Hass sowie die Tatsache, dass Kinder hier als Publikum ernst genommen werden. „Und zwar nicht als das Publikum von morgen, sondern als das Publikum von heute“, so Brosda. Mit einer jährlichen Subvention von 487.000 Euro unterstützt die Kulturbehörde das Theater für Kinder, das eine Platzauslastung von 80 Prozent erreicht. Mit einem Goethe-Zitat brachte der Kultursenator das Zusammenwirken von Theatermachern und Stadt auf den Punkt: „Für Kinder ist das Beste gerade gut genug.“