In dem neuen Krimi überfährt ein Auto mehrere Menschen. Kommissar Sörensen ermittelt. Auch eine weitere Neuerscheinung überzeugt.

Mit „Sörensen sieht Land“ (rororo, 505 S., 12 Euro) hat Autor Sven Stricker aktuell bereits seinen vierten Band mit dem von einer Angststörung geplagten Kommissar vorgelegt. Und es ist Sörensens bislang dramatischster Fall: Im fiktiven nordfriesischen Dorf Katenbüll soll das Jubiläum des ortsansässigen Einkaufszentrums groß gefeiert werden – mit viel Musik, viel Bier, mit Korn und blutleeren Reden der lokalen Politiker.

Doch dann rast plötzlich ein Auto in die feiernde Menschenmenge. Panik bricht aus, es gibt Tote, es gibt Verletzte, unter ihnen ist auch Sörensens Vater, zu dem er ein eher distanziertes Verhältnis pflegt. Was steckt hinter dieser Tat: War es ein Terroranschlag? Ein Racheakt? Sörensen und seine Kollegin Jennifer stehen erst einmal vor einem Rätsel, vor allem, weil das Auto offenbar Malte Schuster gehört, einem ehemaligen Praktikanten des Katenbüller Reviers.

Neuerscheinung: In "Sörensen sieht Land" fährt ein Auto in eine Menschenmenge

Das Cover des neuen Romans
Das Cover des neuen Romans "Sörensen sieht Land" von Sven Stricker. © rororo | rororo

Stricker zeichnet so wunderbar schrullige wie lebensnahe und liebenswerte Charaktere, vor allem in der Figur des Sörensen, der im beschaulichen Katenbüll vor allem seine Ruhe sucht, aber immer nur das Gegenteil findet. Und darin liegt die Stärke dieses höchst gelungenen Kriminalromans: Stricker seziert sorgsam dörfliches Leben, ohne es der Lächerlichkeit preiszugeben. Sein Katenbüll und dessen Bewohner dienen ihm als Spiegel für das nur allzu Menschliche.

Was besonders in einer Episode zutage tritt: Es gibt in diesem Roman eine, nun ja, Sexszene zwischen Sörensen und Jennifer, die zum Komischsten und zum Berührendsten zählt, was seit Langem zum Thema menschliche Nähe in diesem Genre erzählt worden ist.

Auch Rolf Dieckmann veröffentlicht einen neuen Kriminalroman

In eine andere norddeutsche Region entführt der ehemalige „Stern“-Redakteur Rolf Dieckmann. Sein Kriminalroman „Gespenster“ (Ellert & Richter, 280 S., 14 Euro) um den Hamburger Ex-Polizisten Erik Corvin spielt im Wendland. Corvin will eigentlich nichts mehr wissen von seinem alten Job als Polizist, aber – ganz klassisch – er stolpert von einem Kriminalfall in den nächsten.

Was hier anfangs aussieht wie ein schlichter Hühnerraub, entwickelt sich in einem komplexen Handlungsnetz zu einem hochgradig brisanten Fall. Im Mittelpunkt steht zuerst einmal eine Frau, die fürchtet, von einem Mörder verfolgt zu werden. Was ihrem Ehemann absurd erscheint, zeigt sich bei Corvins etwas widerwillig aufgenommenen Recherchen jedoch in einem ganz anderen Licht.

"Gespenster" von Rolf Dieckmann spielt im Wendland. © ellert & richter | ellert & richter

Gerade die authentische Athmosphäre bestimmt das Leseerlebnis

Rolf Dieckmanns vierter Corvin-Fall ist durchaus spannend erzählt, besticht aber vor allem atmosphärisch: Menschen, Landschaft, Dorfkneipe, alles atmet Authentizität, man lebt mit den Figuren. Was wenig verwundert, wohnt der Autor doch seit vielen Jahren im Wendland.