Hamburg. Der äthiopische Musiker sorgte mit seiner Band in der Elbphilharmonie für Begeisterungsstürme. Zum Schluss wurde er melancholisch.

Unfassbar, wie gut dieser Mann sich gehalten hat. Als Mulatu Astatke am Mittwochabend auf die Bühne im Großen Saal der Elbphilharmonie kommt, wirkt er wie ein entspannt-rüstiger Rentner, der jeden Morgen stundenlang seine Runden im Park dreht, aber nicht wie jemand, der noch in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert.

Elbphilharmonie: Mulatu Astatke ist 79 Jahre alt und immer noch in Bestform

Gute Gene mögen eine Rolle spielen, aber es ist gewiss auch die Musik, die den Äthiopier so jung hält. Mehr als 2000 Menschen sind zu diesem Konzert im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals gekommen, späte Anerkennung für einen Mann, der als Erfinder des Ethno Jazz gilt und seine ersten Platten bereits Mitte der 60er-Jahre aufgenommen hat.

Mit siebenköpfiger Band geht es gleich furios los, und schon das zweite Stück, Yèkèrmo Sèw, zeigt eindrucksvoll, wofür der Vibrafonist, Percussionist und Keyboarder steht: für die perfekte Verbindung aus Melodie und Groove, für hypnotisierende Rhythmen, die auch bei einem Sitzkonzert unwillkürlich in die Beine gehen.

Elbphilharmonie: Diese Band ist allen eine Herzensangelegenheit

Dabei steht oder sitzt Astatke zwar vorn in der Bühnenmitte, doch heißt das nicht, dass er sich in den Vordergrund drängen würde. Vielmehr ist er ein Ausbund an Bescheidenheit und lässt gerne seinen Mitstreitern Raum, um zu glänzen. Saxofonist James Arben, Trompeter Byron Wallen, Cellist Danny Keane, Pianist Alexander Hawkins, Bassist John Edwards, Percussionist Richard Ọlátundé Baker und Schlagzeuger John Scott nutzen allesamt ihre Chance. Da jagt ein Höhepunkt den nächsten.

Fröhliche Stimmung herrscht da auf der Bühne, und nicht nur bei der Abschiedsumarmung der Musiker nach der letzten Nummer ist spürbar, dass diese Band allen Beteiligten eine Herzensangelegenheit ist. Für das vielleicht schönste Bild sorgt Mulatu Astatke selbst. Bei den ersten Tönen von „Motherland“, das er für seine äthiopische Heimat geschrieben hat, sitzt er mit versonnen-melancholischem Blick da und hört seinen Bläsern einfach nur zu.

Großer Jubel für einen mitreißenden Auftritt.