Er fuhr mit dem Rad durch Hamburg und verkaufte seine Gedichte selbst. Jetzt ist der Alltagsdichter von Altona gestorben.

Der Mann hatte schon viel, viel früher ein Lastenrad als andere, und eine Last war es ihm nie. Im Gegenteil. Er konnte mit dem Gefährt seine Bücher durch die Gegend fahren und unter die Leute bringen. Seine Verse waren erst recht keine Last: Andreas Greve, der Alltagsdichter aus Altona, formulierte federleicht. Und äußerst geistreich.

Damit wurde der leutselige Autor, der sich gerne unter das sogenannte Volk mischte, einem kleinem Publikum bekannt. Am 6. Juli ist der Reisejournalist, Lyriker und Schriftsteller Andreas Greve in seiner dänischen Wahlheimat Faaborg im Alter von 70 Jahren gestorben.

Andreas Greve lebte lange in Dänemark und Spanien

Dorthin hatte es den gebürtigen Altonaer erstmals in den 1980er-Jahren verschlagen. Nach dem Studium der Kunstpädagogik in Braunschweig wurde er Zimmermann in Dänemark. Er erzählte einmal, dass er „endgültig“ seine „Arbeitsscheu entdeckte“, als er „im Winter Gerüste aufbauen musste“. Und dann entdeckte er noch, dass er lieber schrieb als hämmerte. Und stellte hernach vieles mit seinem Leben an. Verfasste Reisereportagen, Kinderbücher, Drehbücher, Satirestücke für Zeitungen und Rundfunk.

In Spanien leitete er eine kleine Bibliothek. Kam dann zurück nach Hamburg, tat sich vor allem mit anderen Leuten zusammen, die ebenfalls den Witz im Großen, Ganzen suchen und finden. Mehrere Bücher machte er mit dem Cartoonisten Til Mette.

Andreas Greve verkaufte seine Bücher in seiner „Librette“

Andreas Greve tat sich als Urheber von Werken wie „Dichter am Abgrund“ und „Für die Frisur ist Geschlechtsverkehr eine Katastrophe“ hervor. Es waren genau die Werke, die nicht allein im Buchhandel vertrieben wurden, die er vielmehr aus seinem Bauchladen auf zwei Rädern selbst verkaufte.

„Librette“ hatte er sein Rad getauft. Greve war ein Mann, der Wörter mochte. Ein Original, wie man so sagt. Vernetzt war er gut, kannte viele, brachte, ob in Hamburg oder Dänemark, immer wieder Menschen zusammen.

Andreas Greves Verse waren auch gesellschaftskritisch

Am besten war er, wenn er in Reim-Miniaturen den Alltag bedichtete und dabei an Ringelnatz oder Rühmkorf erinnerte. Greve, der viele Jahre nahe der Elbchaussee wohnte, war auch gesellschaftskritisch. Das klang dann zum Beispiel so: „Reichtum ist nichts für die Armen,/denn er reicht knapp für die Reichen./Doch die kennen kein Erbarmen,/lassen sich zur Not erweichen;/kleine Spende, kurz umarmen,/Foto: Ungleich unter Gleichen.“

Zuletzt lebte Andreas Greve, der sein Leben ein „Künstlerleben“ nannte, wieder in Dänemark. Dort ist er nun auch gestorben. Seine Verse leben weiter.