Hamburg. „Das Ereignis meines Lebens!“ Ein Gespräch mit Geiger Daniel Hope über den runden Ehrentag, Routine als Selbstzerstörung und Lampenfieber.

Porträtkünstler sind beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) keine Besonderheit. Aber dass jemand während des Festivals (1.7. bis 27.8.) sowie davor und danach gleich 50 Veranstaltungen, meist Konzerte, kuratiert (und spielt), das ist dann doch ausgesprochen ungewöhnlich. Die Idee dazu kam Intendant Christian Kuhnt und Geiger Daniel Hope bei einem feucht-fröhlichen Pub-Abend. Der Anlass für das Spektakel: Daniel Hopes 50. Geburtstag Mitte August. Das SHMF beginnt an diesem Wochenende.

Hamburger Abendblatt: Steht Ihnen der 17. August, der Tag Ihres 50. Geburtstags, bevor? Oder ist 50 für Sie nur eine Zahl wie jede andere?

Daniel Hope: Nein, das ist schon etwas Besonderes – und ich freue mich darauf. Dieses Datum gibt mir die Gelegenheit, innezuhalten und zu überlegen, wie es jetzt weitergehen kann und soll. Ehrlich gesagt, beschäftige ich mich schon das ganze Jahr intensiv damit, denn die ersten Veranstaltungen beim SHMF gab es ja bereits im Januar.

Gibt es nach inzwischen 35 Karrierejahren eine Routine, gegen die Sie sich wappnen müssen?

Eine Routine ist schon deshalb nicht entstanden, weil ich so viele unterschiedliche Dinge mache und mich in sehr vielen Genres bewege. Es gibt bei mir jedenfalls kaum einen Tag, der dem anderen gleicht. Momentan bin ich auf Tournee mit dem New Century Chamber Orchestra, und wir spielen jeden Abend ein ähnliches Programm – aber eben nur ein ähnliches, und manchmal kommen neue Werke dazu. Gerade das ist es, was ich spannend finde. Ich liebe es außerdem, Künstler zu treffen, die ich vorher nicht kannte und mich von ihnen inspirieren zu lassen. All das wirkt schon sehr stark gegen eine mögliche Routine.

Daniel Hope: „Das ist das Ereignis meines Lebens!“

Aber eine Übungsroutine gibt es? Oder können Sie inzwischen alles aus dem Effeff und müssen nur noch rechtzeitig mit Geige auf der Bühne stehen?

Wenn man das glaubt, ist es der Anfang vom Ende, dann beginnt ungewollt ein Selbstzerstörungsprozess. Man muss sich verhalten wie ein Leistungssportler, einer Art Trainingsplan folgen und dann perfekt vorbereitet sein, ganz egal, an welchem Punkt seiner Karriere man ist.

Sind Sie noch nervös, bevor Sie auf die Bühne gehen? Oder hatten Sie das Problem ohnehin nie?

Es gab mal eine Zeit, in der ich tatsächlich sehr aufgeregt war, was auch gelegentlich negative Auswirkungen auf mein Spiel hatte. Aber ich habe relativ schnell gelernt, gut damit umzugehen. Heute spüre ich vor Konzerten eine positive Grundspannung, die auch notwendig ist.

Haben Sie sich etwas Spezielles für die zweite Lebenshälfte vorgenommen?

Was ich machen darf, ist ein Privileg, und ich bin für jeden Tag, an dem mir das möglich ist, einfach dankbar. Ich werde diesen Weg weitergehen, so lange ich kann. Es gibt in mir nach wie vor den brennenden Wunsch, Musik mit den Menschen zu teilen, egal, ob es ein erwachsenes und erfahrenes Publikum ist, für das ich spiele, oder ein sehr junges, unerfahrenes, aber offenes Publikum. Vor allem in Deutschland wurde es zu Beginn nicht immer akzeptiert, dass ich in den Konzerten auch moderiere und die Musik erkläre, aber das hat sich glücklicherweise komplett verändert. Es ist faszinierend zu erleben, dass die Menschen dadurch anders hören. Und eines sollten wir Künstler nie vergessen: Wir spielen nicht nur für uns selbst, sondern auch für das Publikum.

Insgesamt gibt es im Rahmen des SHMF sowie vorher und danach 50 Veranstaltungen aus Anlass Ihres 50. Geburtstags. War die Planung eher eine Freude oder eine Bürde?

Es war pure Freude! Und wir haben alles gegeben, um auf diese Anzahl zu kommen. Aber eines ist sicher: Es ist das Ereignis meines Lebens, so etwas gibt es nicht noch mal.

Alle Infos zu Daniel Hope beim Schleswig-Holstein Musik Festival unter shmf.de