Hamburg. Die Hamburger Band Die Zimmermänner spielt jetzt Ska, versetzt sich in Schulzeiten – und kommt zu einem Konzert ins Hamburger Knust.

Sie waren Fans der Specials, von Madness und Linton Kwesi Johnson. „Ska war Ende der 70er-Jahre ein großes Ding. Und einfach zu spielen“, sagt Detlef Diederichsen. Damals gründete er zusammen mit seinem Schulfreund Timo Blunck am Johanneum die Schülerband Skafighter. Doch zu einer Plattenaufnahme kam es nicht, obwohl die Gymnasiasten eine Menge Ideen hatten. Zum ersten Mal im Studio waren sie zwei Jahre später, da gehörten schon der Saxofonist Christian Kellersmann und weitere Musiker mit zur Band, die sich nun Die Zimmermänner nannte (nach Ede Zimmermann, dem Moderator von „Aktenzeichen XY … ungelöst“).

43 Jahre später haben die Zimmermänner jetzt das Album aufgenommen, das ihnen damals verwehrt blieb: „Die Zimmermänner spielen Skafighter“ heißt es und ist gerade bei Tapete Records erschienen. Eine reine Ska-Platte ist es dennoch nicht geworden.

Musik Hamburg: Viele Nummern der Zimmermänner entstanden durch Rumprobieren

„Wir haben versucht, uns in diese Oberschulzeit zurückzuversetzen, in der wir mit Musik angefangen haben und die alten Songs aus der alten Zeit neu aufzunehmen“, erzählt Timo Blunck, inzwischen ein erfolgreicher Musikproduzent und Autor. „Teilweise hatten wir nur noch Bruchstücke der Stücke von damals. Den Song ,Eberhard Karolczak’ gab es noch, aber von ,Lieselotte’ wusste ich nur noch die erste Zeile“, ergänzt Diederichsen.

Für das aktuelle Album hat Blunck neue Texte geschrieben, die das Gefühl von damals wiedergeben, Diederichsen sorgte für das musikalische Fundament: „Viele dieser Nummern entstanden durch Rumprobieren am Rechner, wurden dann an die Beteiligten hin- und hergeschickt und dann in Timos Studio aufgenommen.“

Hamburger Band: Die Texte haben einen hohen Nonsensfaktor

Die drei Zimmermänner Blunck (Bass und andere Instrumente), Diederichsen (Gitarre, Gesang) und Kellersmann (Saxofon) haben eine Reihe von ihren alten neuen Songs mit einem Ska-Rhythmus unterlegt wie das schnelle „Ich heiße Timo“, das entspannte „Liebe zwecklos“ oder „Junge Rümpfe“, dessen Text aus Klischee-Sätzen zusammengebaut ist. Andere Songs sind lustige Nummern, wie sie Anfang der 80er-Jahre von Combos der Neuen Deutschen Welle gespielt wurden, zu denen die Zimmermänner sich auch zählten. Die Texte haben einen hohen Nonsensfaktor, auch das war ein NDW-Kriterium.

Mit der Eloge auf die „Straßenbahn“, 1978 in Hamburg abgeschafft, findet sich auf der neuen Platte ein aktuelles Lied angesichts der Diskussionen, die über eine Wiederbelebung der Stadtbahn gerade aufkommen. Noch nostalgischer beginnt „Die Zimmermänner spielen Skafighter“: Der erste Song ist eine Coverversion von Peter Thomas’ Musik zur Fernsehserie „Raumpatrouille“, 1966 ein Straßenfeger in Deutschland und inzwischen Kult.

Musik Hamburg: Bandgeschichte der Zimmermänner weist große Lücken auf

Die Bandgeschichte der Zimmermänner weist große Lücken auf. Mitte der 80er-Jahre löste sich die Band nach zwei Alben und einer EP zum ersten Mal auf. 2007 ging es weiter, dann 2014 und in diesem Jahr mit dem neuen Album und einer kurzen Tournee.

„Es ist ein Zusatzgeschäft“, sagt Timo Blunck: „Und zu siebt im Tourbus unterwegs zu sein und die Verstärker auf die Bühne zu schleppen, ist anstrengend. Aber für mich sind die Zimmermänner und der kreative Prozess, der mit der Band verbunden ist, lebenswichtig!“

Konzert: Die Zimmermänner spielen am 16.6., 21 Uhr, im Knust; Album: „Die Zimmermänner spielen Skafighter“ (Tapete/Indigo); www.tapeterecords.de