Hamburg. 15 Jahre nach dem Hitgiganten „Stadtaffe“ veröffentlicht Peter Fox sein neues Solo-Album „Love Songs“. Tanzen? Schwierig!
- Peter Fox hat mit „Love Songs“ sein zweites Solo-Album herausgebracht.
- Doch fällt „Love Songs“ im Vergleich zu „Stadtaffe“ stak ab. Fox hat den Berliner Schmuddel-Flair gegen Beachclubs eingetauscht
Als wir Peter Fox 2008 wenige Tage vor Erscheinen seines ersten Solo-Albums „Stadtaffe“ versprachen, dass die Scheibe auf die Eins gehen wird, lachte der Berliner Sänger der Dancehall-Truppe Seeed noch. Hip-Pop mit Begleitung vom Filmorchester Babelsberg und zwei Perkussionisten, wo sollte es dafür einen Markt geben?
Der Erfolg dürfte seinerzeit alle überrascht haben. 15-mal Gold und zweimal Platin regneten auf Pierre Baigorry alias Peter Fox herab. Zu seinem ersten Konzert in Hamburg in der Großen Freiheit 36 kamen 1500 Fans, zum zweiten in der Sporthalle 7000 und zum dritten „Abschiedskonzert“ auf der Trabrennbahn 30.000 – innerhalb von nur neun Monaten. Ein Wahnsinnslauf.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolges kehrte Peter Fox zurück zu Seeed
Und mitten auf dem Höhepunkt dieses Erfolges machte Peter Fox den Laden dicht und kehrte 2009 zurück auf seinen Stammplatz bei Seeed. Nicht, dass es da schlecht lief, die Alben „Seeed“ (2012) und das kurz nach dem Tod von Sänger Demba Nabé erschienene „Bam Bam“ (2019) und die Tourneen machten mächtig Dampf. Aber „Stadtaffe“ blieb von Konzept, Sound und Wirkung einzigartig.
Jetzt begibt sich Peter Fox 15 Jahre nach „Stadtaffe“ mit seinem zweiten Solo-Abum „Love Songs“ erneut auf das Alleinunterhalter-Podest. Dass er das Niveau halten würde, war fraglich. Wie erschlafft dieses einstige Energiebündel aber mittlerweile klingt, ist schon bemerkenswert.
Weniger Orchester, mehr Afrobeat und Elektronik
Natürlich wollte er nicht in den gleichen Stiefel steigen und einfach aus „Peter Fox 1.1“ (aus „Alles neu“ 2008) ein weiteres Update generieren. Das Orchester, wieder arrangiert von Gunter Papperitz, tritt deutlich zurück. Dafür gibt es einen deutlichen Schwenk zu Neo-Afrobeat (was ihm bereits Vorwürfe der kulturellen Aneignung einbrachte), mehr Elektronik, mehr Beatgebastel.
Label und nicht wenige Kritikerfeiern „Love Songs“ bereits als das Tanzalbum des beginnenden Sommers. Die bereits 2022 erschienene Single „Future Pink“ hat da wohl einige in die Irre geführt. Denn „Love Songs“ kommt selten über gemächliches Midtempo hinaus. Es ist zurückgelehnt, smooth und hat so viel zu sagen wie ein Reise-Influencer auf Instagram: „Kristallfontänen in der Lobby, zehn Meilen Mosaik in den Gängen, Filzsohlen gleiten lautlos“, heißt es in „Kein Regen in Dubai“. Ja, hui. Rock ’n’ Roll. Den Aston Martin, den der Portier im Garten warmlaufen lässt, fährt Fox in Adiletten.
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Offensichtlich hat er sich in seinem „Haus am See“, dass er 2008 noch erträumt hat, mittlerweile gemütlich eingerichtet. Der Albumstart mit „Ein Auge blau“: müde. „Tuff Cookie“: klingt wie Seeed-Ausschuss. „Disney“: ein Song wie Watte. „Toscana Fanboys“: noch ein Reiseblog-Soundtrack, bei dem nur Gastrapper Adriano Celentano (!) überrascht.
Album-Kritik: „Gegengift“ ist vielleicht der Höhepunkt
„Gegengift“ ist vielleicht der Höhepunkt des Albums, er verspricht die Rebellion der Liebe und Barrikaden gegen die hohläugigen Schreihälse auf den Straßen. Aber selbst diese Nummer knallt erst ab einer Lautstärke, die nicht mehr haushaltstauglich ist. Tanzen? Schwierig.
„Love Songs“ ist ein Beachclub-Album, eine Platte für Vanlife in der Toskana. Vor 15 Jahren noch sang Fox in „Schwarz zu blau“: „Komm ausm Club, war schön gewesen. Stinke nach Suff, bin kaputt, ist ‘n schönes Leben. Steig’ über Schnapsleichen, die auf meinem Weg verwesen. Ich seh die Ratten sich satt fressen im Schatten der Dönerläden.“ Das ist jetzt vorbei, Kristallfontänen in der Lobby, zehn Meilen Mosaik in den Gängen. Darauf mit Nina Chuba einen Wildberry Lillet.