Hamburg. Der CPE-Bach-Chor Hamburg reüssierte mit zwei Schlüsselwerken seines Namensgebers – und das war so ambitioniert wie beeindruckend.
In einer gerechter ausbalancierten Musikstadt-Welt wäre ein gewisser Carl Philipp Emanuel Bach nicht nur ein halbwegs bekannt klingender C-Promi, der seine letzte Ruhe in der Krypta des Hamburger Michels fand. Er wäre – wie Brahms und Mahler und nach wie vor die Geschwister Mendelssohn nicht – ein mit Lokalstolz gewürdigter Stammgast in den prominenteren Konzerten von Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Man wird doch mal groß träumen dürfen, hatte sich der nach dem „Hamburger Bach“ benannte Chor zum 25-jährigen Bestehen gedacht, das Jubiläums-Finale im gut besuchten Großen Saal der Elbphilharmonie zeigte den anderen örtlichen Zuständigen: Da ginge durchaus noch einiges.
Natürlich war es ambitioniert, zwei anspruchsvolle CPE-Schlüsselwerke aufs Programm zu setzen: das frühe, stilistisch noch sehr im klaren Barock verwurzelte „Magnificat“ des Sohns vom großen Johann Sebastian Bach, gekoppelt mit dem späteren, ausgereift eigenständigen, eigenwilligen Oratorium über „Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu“, einem deklamatorisch gern sehr weit ausholenden Übergangsstück in die gerade aufblühende Klassik, verfeinert durch raffiniert inszenierte Aha-Momente. Doch alle Beteiligten wollten sehr eine Ehre retten, die immer noch infrage gestellt wird.
Bariton Michael Volle erlebt man sonst nur an allersten Opernhäusern
Das Thüringer Bach Collegium, natürlich mit historisch passendem Instrumenten-Besteck, unter der energisch klaren Leitung von Hansjörg Albrecht fand schnell die Balance im Umgang mit dem Stil-Vokabular. Nicht nur die vielen dramatisch ausgestalteten Rezitative, auch die anspruchsvollen Fugen-Abschnitte gelangen beachtlich.
Der Chor genoss stolz und gut vorbereitet das Rampenlicht in dieser Location. Und bei der Auswahl der Solisten zur Feier des Ahnherrn hatte man nicht am Notwendigen gespart: Michael Volles Bariton erlebt man ansonsten nur an allerersten Opernhäusern und bevorzugt als Wagners Wotan, hier fügte er sich nahtlos ins Ensemble ein.
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Stück zwischen historischer Informiertheit und Experimentierinteresse
In der Uraufführung von Fredrik Schwenks „Ut quid, Domine“-Psalmvertonung bekam Volle dankbare Extra-Aufgaben zugewiesen, das Stück selbst changierte zwischen historischer Informiertheit und zeitgenössischem Experimentierinteresse. Patrick Grahls Tenor war schlank und expressiv, die Sopranistin Chen Reiss brachte ihre Arien zum eleganten Strahlen. Großer, verdienter Applaus.
An Plänen für CPE-Würdigungsfolgerunden soll bereits gefeilt werden, hieß es. Bis, endlich, mehr als nur sprichwörtlich einer staunt, dass es tatsächlich auch diesen hörenswerten und wichtigen Bach gegeben hat.