Hamburg. Stefan Gwildis packt das Leben bei den Haaren und drei Zottel rocken die Freiheit – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.
Ein bestens bekannter Hamburger Sänger und Songschreiber, eine laute Rock-Band aus Berlin (statt USA), gleich zwei Kino-Premieren mit Gästen, eine norddeutsche satirische Roadshow ohne Straße, eine spektakuläre Open-Art-Ausstellung in der HafenCity und eine gute alte Kunstmesse in St. Georg sowie Hamburgs Soul-Man auf den Spuren Wolfgang Borcherts – nur eine Auswahl des vielfältigen hiesigen Angebots Mitte April.
Kultur-Tipps der Woche: Stefan Gwildis präsentiert sein Wolfgang Borchert-Programm
Schon lange ist Stefan Gwildis nicht mehr bloß Hamburgs Soul-Man. Der Barmbeker Jung aus Bramfeld hat sich aus Anlass dessen 100. Geburtstags schon 2021 Wolfgang Borchert gewidmet. Der hanseatische Nachkriegsdichter war nicht nur Moralist und Mahner, er war bis zum Zweiten Weltkrieg auch ein lebenslustiger junger Mann, der den Jazz, die Frauen und die Bühne liebte.
Mit vertonten Gedichten, einer Auswahl seiner Lieblingsgeschichten und bislang unveröffentlichten Dokumenten tourt Gwildis. Sein persönliches „Best-of-Borchert“-Programm präsentiert der Sänger, Schauspieler und Entertainer mit Mini-Band am Sonntag und Montag noch mal in Bergedorf respektive auf St. Pauli. Da wird der „Mond über Hamburg“ musikalisch hell scheinen.
Stefan Gwildis: „Pack das Leben bei den Haaren!“ So 18.00, LichtwarkTheater im Körberhaus (S Bergedorf), Holzhude 1, Restkarten ab 20,-; www.theater-bergedorf.de; Mo 17.4., 19.30 St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 33.90 bis 39,90; T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de
Acht Geschwister, acht Lebenswege: Dokumentation im Kino
Acht unterschiedliche Biografien – und dennoch haben sie eines gemeinsam: Es geht um die gleiche Familie, weil die Porträtierten Geschwister sind. Zwischen 1933 und 1943 in Hinterpommern auf einem kleinen Bauernhof geboren, blieben ihre Lebenswege immer verwoben, auch wenn dies die innerdeutsche Grenze während des Kalten Kriegs mitunter schwierig machte.
Für den Dokumentarfilm „Acht Geschwister” reisten sie alle im vergangenen Sommer in die alte Heimat auf den Bauernhof in Hinterpommern, auf dem sie seinerzeit groß wurden. Bei der Sonderveranstaltung am 17. April im Zeise-Kino ist der Regisseur Klaus Fleming zu Gast.
„Acht Geschwister” Mo 17.4., 20.00, Zeise-Kino (Bus 2, 150), Friedensallee 7-9, Karten zu 11,-; www.zeisekinos.de
Open-Air-Ausstellung in der HafenCity über die Schönheit der Erde
Den gesamten Planeten zu bereisen, gelingt nur wenigen. Der Fotograf und Autor Michael Martin hat es jedoch ziemlich weit gebracht. Dabei sind einzigartige Aufnahmen von Naturlandschaften auf der ganzen Welt entstanden.
Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels und einer sich immer stärker verändernden Natur ist das Projekt aktueller denn je. Unter dem Titel „Terra – Zehn Gesichter der Erde“ werden auf dem Überseeboulevard 50 großformatigen Fotografien von ihm ausgestellt, die unsere Erde aus unterschiedlichen Blickwinkeln porträtieren.
Open-Art-Ausstellung „Terra – Zehn Gesichter der Erde“ Mo 17.4.-Di 26.9., täglich 8.00–23.00, Überseeboulevard/HafenCity (U Überseequartier), Eintritt frei; www.ueberseequartier-nord.de
Niels Frevert stellt in der Markthalle sein neues Album vor
Ist Niels Frevert der beste Hamburger Sänger und Songschreiber? Vielleicht nicht, aber es fällt einem kein besserer ein, ob in der Rückschau auf Alben wie „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ (2008) und „Zettel auf dem Boden“ (2011) oder beim Hören seiner neuen, vor drei Wochen erschienenen Platte „Pseudopoesie“.
Gefühlvoll, aber nie kitschig, tiefgründig, aber nie grüblerisch, musikalisch immer opulent minimalistisch arrangiert bieten Frevert und seine Band Pop-Unterhaltung auf höchsten Niveau. Live zu erleben, bevor das „Putzlicht“ angeht, ist Frevert am 21. April in der Markthalle.
Niels Frevert Fr 21.4., 20.00, Markthalle (U Steinstraße), Klosterwall 11, Karten zu 37,05 im Vorverkauf; www.nielsfrevert.net
„Roter Himmel“: Paula Beer und Matthias Brandt sprechen im Anschluss über den Film
Leon versucht sein „zweites Werk” zu schreiben, was ihn stark überfordert. Er mietet mit seinem Freund Felix eine Gartenlaube im Wald nahe dem Strand, um kreativ zu werden. Als sie ankommen ist schon jemand da: Nadja heißt die junge Frau, mit der sich Felix sofort versteht.
Bei Leon sieht das anders aus, auch wenn er von Nadja angetan ist, weil er von ihrer Leichtigkeit viel lernen könnte. In „Roter Himmel” stellt Regisseur Christian Petzold einen Grantler in den Mittelpunkt, der fasziniert. Am Donnerstag, 20. April, sind er sowie die Schauspieler Paula Beer und Matthias Brandt per Zoom im Abaton-Kino zugeschaltet.
„Roter Himmel” Do 20.4, 19.45, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten ab 8,50; www.abaton.de
Kabarett mit Klaviermusik und Klappmaulpuppe im Lustspielhaus
Mehrmals schon haben der Klavierkabarettist und Entertainer Matthias Brodowy, ein Niedersachse und Kleinkünstler par excellence, sowie der Puppenkabarettist Detlef Wutschik, ein aus Achim bei Bremen stammender Hamburger und als Werner Momsen Norddeutschlands bekanntester Klappmaulkomiker, auf der Bühne gemeinsame Sache gemacht.
In ihrem dritten Theaterstück bringen der „Vertreter für gehobenen Blödsinn“ und der Puppen-Halbgott vom „Gesangverein Raue Kehle Altona“ am 18. April ein Roadmovie ganz ohne Straße, jedoch mit frischer Seeluft zur Hamburg-Premiere: „Watt Nu? Gestrandet und Netz weg“.
Auf der Hallig Dröge begegnet Momsen einem verzweifelten Mann in schickem Anzug: Der Manager einer Consulting-Firma hängt nach einem „Breathe-in-and-out“-Seminar auf dem Eiland fest, soll aber einen Millionenauftrag in Zürich klarmachen. Regie führt Rolf Claussen. Ebenfalls einen Besuch beim Kabarett-Fest im Lustspielhaus wert sind der Kölner Satire-Tausendsassa Robert Griess (19.4.) und das dadaistische Bommelmützen-Duo Ulan & Bator (20.4.).
Kabarett-Fest bis 30.4., jew. 20.00 (So 19.00), Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-; T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de
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Laut, eingängig und erderschütternd: Retro-Rock von Kadavar in der Großen Freiheit
Deutsche Bands rocken nicht, ja, ja. Wissen wir. Die sollten sich mal alle ein Beispiel an Kadavar aus Palm Desert nehmen. Seit mehr als zehn Jahren bröseln Sänger und Gitarrist Lupus, Bassist Dragon, Schlagzeuger Tiger (und Neu-Keyboarder Jascha) auch den verklumptesten Gehörgang frei mit erderschütternd wuchtigem, eingängigen und brutal lautem Stoner-, Retro- und Psychedelic-Rock.
Der reißt auf den großen Festivalbühnen ebenso alles ein wie in den kleinen Kackbutzen in den frühen Jahren der Band. Ach warte mal, Kadavar kommt gar nicht aus Kalifornien, sondern aus Berlin? Oh. Na, ja. Jedenfalls spielt Kadavar am 19. April in der Großen Freiheit 36. Co-Headliner sind die nicht minder famosen Kollegen Graveyard aus Göteborg. Und das ist zweifelsfrei in Schweden.
Kadavar & Graveyard Mi 19.4., 19.30, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten zu 45,- im Vorverkauf; www.kadavar.com
Kultur-Tipp der Woche: Kunst- und Designmesse mit Tombola in der Koppel 66
Für drei Tage öffnet die Koppel 66 mitten im schönen St. Georg ihre Pforten für Interessierte. Drei Stockwerke voller Kunst-, Handwerk- und Designstücke laden hier zum Stöbern ein. Insgesamt stellen 16 im Haus ansässigen Künstlerinnen und etliche Gastaussteller vom 21. April bis zum 23. April ihre Kunst und Produkte aus.
Im Angebot ist von Schmuck, Mode, Lampen bis hin zu Papierkunst einiges dabei: Hauptsache handgefertigt, und das vom Feinsten. Bei einer Design-Tombola am Freitag gibt es besondere Unikate zu gewinnen, und am Sonnabend steht ein Konzert der Singer- und Songwriterin Yannika Frank auf dem Programm. Außer der Messe ist auch das Gebäude selbst eine Attraktion: Die alte Maschinenfabrik hat eine interessante Geschichte und besondere Architektur.
„Koppelmesse Frühling“ Fr 21.4–So 23.4., jew. 11.00–19.00, Haus für Kunst, Handwerk und Design, Koppel 66 (U/S Hbf., Bus 6, 17), Eintritt 3,-;unter 18 Jahre: frei; koppel66.de
Iljoma Mangold gewährt bei einer Lesung Einblicke in das Bitcoin-Universum
Ijoma Mangold ist Journalist (für „Die Zeit“) jedoch ebenso Buchautor. In der Einsamkeit des Lockdowns tauchte er in das Bitcoin-Universum ein. Wer sich damit auseinandersetzt, dem wird die Macht von Wall Street und Zentralbanken in unserer Welt bewusst.
Verheißt der Bitcoin Befreiung davon? Detailreich und mit Leidenschaft schildert Mangold in „Die orange Pille“, wie sogar er, der Literaturkritiker, der Faszination Bitcoin verfiel und weshalb es sich nicht nur um eine digitale Währung handelt, sondern um ein Freiheits- und Gerechtigkeitssystem.
Ijoma Mangold: „Die orangene Pille“ Fr 20.4., 19.00, Buchhandlung Schweitzer, (U Rathaus) Große Johannisstraße 19, Eintritt 15,- /erm. 10,-