Hamburg. Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe wagt sich an ein „Abenteuer“, das zwei unterschiedliche Welten zusammenbringen soll.

„Ich trage ein Tuch auf dem Kopf, das ist meine Wahl und meine Freiheit“, sagt eine der Sprecherinnen auf der Bühne. Dieser Satz ist Teil einer emotionalen Rede über Selbstbestimmung, Würde und Vorurteile. Davor haben sich junge Frauen zusammengefunden, die gespannt lauschen. All das findet im Freiraum des Museums für Kunst und Gewerbe statt: Es ist der Auftakt des 11. Hamburger Ramadan Pavillon und damit Beginn der Fastenzeit.

Organisiert wird das Fest vom Islamischen Bund e.V., auch bekannt als Muhajirin Moschee und das erste Mal in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kunst und Gewerbe. Unter dem Titel „Light upon Light – Dialog im Lichte der Geschichte“ sind über das Wochenende verschiedene Veranstaltungen geplant.

Arabisches Kaligramm zu Caspar David Friedrich

Die Poetry-Slam-Einlage ist nur eine von vielen Stationen, die sich dort aufgebaut haben. Es gibt Infostände, Workshop- und Vernetzungsangebote. Aber auch kreatives sowie unter anderem das muslimische YOU'N'US-Magazin, das sich mit Philosophie und Poesie auseinandersetzt.

An einem weiteren Stand ist der Künstler Idriss Azougaye gerade dabei, mit Bambus und selbst hergestellter Tinte arabische Buchstaben zu kalligraphieren. Von ihm sind außerdem digital-bearbeitete Werke ausgestellt, sogenannte Kaligramme. Darunter unter anderem Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“, der sich bei genauerem Hinsehen aus arabischen Buchstaben zusammensetzt. „Ein poetisches Gedicht über das Reisen“ sei dort zu lesen, erzählt Azougaye.

Museumsdirektorin über Projekt: „Ein Abenteuer“

Es ist eine besondere Veranstaltung, das macht auch Tulga Beyerle, die Direktorin des Museums, deutlich: „Das Ganze ist ein Abenteuer, wir bemühen uns, ein Ort der Nachbarschaft zu sein, der Freiraum bietet genau dafür Platz“, sagt sie.

So sieht es auch Mehdi Aroui aus dem Vorstand der Muhajirin-Moschee: „Es ist ein Versuch, zwei unterschiedliche Welten zusammen zu bringen“. Dabei gehe es vor allem darum, eine Dialogbereitschaft herzustellen: „Wir wollen die Menschen abholen und Informieren“. Auch die Vernetzung und das Empowerment der Community sei dabei wichtig. Hier richtet er sich vor allem an die jungen Menschen, die anwesend sind.

Vorträge im Museum für Kunst und Gewerbe

Die Ramadan-Tage werden durch ein Gebet und das gemeinsame Fastenbrechen am Freitag-Abend eingeläutet. Im Laufe des Wochenendes gibt es verschiedene Programmpunkte wie unter anderem eine Führung durch die Sammlung des Museums, bei der die Kunst des Islams und des Judentums im Vordergrund stehen. Hinzu kommen verschiedene Vorträge und ein abendliches Essen im Freiraum sowie der angrenzenden Terrasse.

Die Veranstaltung ist ein gutes Beispiel dafür, dass Museen auch kulturelle Begegnungsstätte sind. Das ist nicht nur wünschenswert, sondern vor allem beeindruckend mitzuerleben.

„Ramadan Pavillon“ bis 26.03, Museum für Kunst und Gewerbe (S/U Hbf.), Steintorplatz, Fr-So 15.00-21.00, Eintritt frei, www.mkg-hamburg.de