Hamburg. Geplante S-Bahn-Trasse führt durch die Keller der beiden berühmten Häuser. Jetzt werden Ersatzquartiere für mehrere Jahre gesucht.
Der geplante Bau eines zweiten S-Bahn-Tunnels durch die Hamburger Innenstadt hat enorme Auswirkungen auf zwei der bekanntesten Kultureinrichtungen der Stadt: Das Ohnsorg-Theater und das Museum für Kunst und Gewerbe, beide direkt am Hauptbahnhof gelegen, müssten während der Bauphase ausziehen – und das für drei bis fünf Jahre.
Ohnsorg-Theater und Museum für Kunst und Gewerbe über Umzug informiert
Beide Einrichtungen bestätigten gegenüber dem Abendblatt, dass sie vonseiten der Stadt und der Deutschen Bahn auf dieses Szenario vorbereitet wurden: „Uns gegenüber ist klar kommuniziert worden, dass dieser Tunnel durch unseren Keller verlaufen wird und wir das Gebäude während der Bauphase räumen müssen“, sagte Tulga Beyerle, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe (MKG).
Ohnsorg-Intendant Michael Lang bekam die gleiche Botschaft übermittelt. „Der politische Wille, diesen Tunnel zu bauen, scheint sehr ausgeprägt zu sein“, sagte er. „Daher muss man davon ausgehen, dass es so kommt.“ Frühestens 2028, realistisch wohl eher 2030, werde man ausziehen müssen, da das Gebäude während der Bauphase aufwendig abgestützt werden müsse und nicht genutzt werden dürfe.
Neuer Tunnel soll vom Haupbahnhof in Richtung Altona verlaufen
Der geplante, sechs Kilometer lange Tunnel soll vom Hauptbahnhof über Dammtor in Richtung Altona verlaufen. Er gilt als zentrales Projekt in Norddeutschland für die Umsetzung des geplanten „Deutschlandtakts“. Wenn die S-Bahn auf dieser sogenannten Verbindungsbahn unterirdisch fahren würde, gäbe es oberirdisch vier statt zwei Gleise für den Fern- und Regionalverkehr – daher trägt das Projekt den sperrigen Namen „Verbindungsbahnentlastungstunnel“.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) verspricht sich davon eine enorme Kapazitätssteigerung auf der Schiene und eine Entlastung des Hauptbahnhofs. Obwohl der Vorschlag für den Bau des Tunnels vom Bund kam – und er das Milliardenprojekt größtenteils bezahlen würde –, steht der Senat voll dahinter.
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Das Ohnsorg-Theater und das Museum für Kunst und Gewerbe sind nicht gegen die Planungen, fordern aber, dass umgehend mit der Suche nach einem Ausweichstandort begonnen werden müsse. „Wer für das größte Kunst-Gewerbe-Museum Deutschlands mit 600.000 Objekten übergangsweise einen Ort für die Sammlung und das Programm sucht, und sei es auch nur interimsweise, muss Jahre vorher mit der Planung beginnen“, sagte Beyerle, „also am besten sofort.“ Lang sagte: „Ab sofort muss bei jedem Bauprojekt im Bereich der City mitgedacht werden: Wäre das etwas fürs Ohnsorg?“