Hamburg. Der berühmte “Wanderer“ von Caspar David Friedrich wird verliehen. Doch vorher gibt es kostenlose Führungen. So sind Sie dabei.

Das Beste kommt zum Schluss – das gilt zumindest für ein Ausstellungsprojekt, auf das die Kunsthalle seit ein paar Jahren hingearbeitet hat: Am 15. Dezember wird am Glockengießerwall groß der 250. Geburtstag des Ausnahmemalers Caspar David Friedrich (1774–1840) mit der Ausstellung „Kunst für eine neue Zeit“ gefeiert. Schlüsselbild dieser Ausstellung ist natürlich „Wanderer über dem Nebelmeer“ (um 1817), das berühmteste Gemälde des Museums. Um auch an anderen Orten im Jubiläumsjahr präsent zu sein, wird es ausgeliehen. Am 17. März heißt es daher vorerst Abschied nehmen. Dazu bietet die Kunsthalle zusammen mit dem Hamburger Abendblatt eine besondere Aktion an (siehe Kasten).

Der „Wanderer“ geht auf Wanderschaft für eine Ausstellung, die im Zusammenschluss beider beteiligter Museen entsteht: Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt zeigt vom 2. April bis 2. Juli „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“. Anschließend reist das Gemälde ans Kunst Museum Winterthur in die Schweiz (26. August bis 19. November).

In der Vergangenheit kam es zu besonderen Anlässen schon öfter vor, dass das wertvolle Gemälde Hamburg verließ, etwa 1976 für eine große Romantik-Schau im Musée de l’Orangerie Paris. Für „Die Erfindung der Romantik“ ging Hamburgs wohl bekanntestes Kunstwerk 2006 an das Museum Folkwang in Essen, die Ausstellung war anschließend auch in der Kunsthalle zu sehen. Zuletzt war das Bild 2018 an die Alte Nationalgalerie in Berlin für die Ausstellung „Wanderlust. Von Caspar David Friedrich bis Auguste Renoir“ verliehen worden.

Caspar David Friedrich: „Wanderer über dem Nebelmeer“, um 1817
Caspar David Friedrich: „Wanderer über dem Nebelmeer“, um 1817 © Hamburger Kunsthalle/bpk Foto: Christoph Irrgang | SHK/Hamburger Kunsthalle/bpk Foto: Elke Walford

Hamburger Kunsthalle verabschiedet sich vom „Wanderer“

Bis zu seinem großen Auftritt in Hamburg Ende 2023 wird nicht viel Zeit sein. Der „Wanderer“ muss nach seiner Rückkehr sorgfältig begutachtet und gegebenenfalls restauriert werden. Im Mittelpunkt der Ausstellung „Kunst für eine neue Zeit“ – die umfangreichste Werkschau des bedeutendsten Künstlers der deutschen Romantik seit vielen Jahren – steht die thematisch ausgerichtete Friedrich-Retrospektive mit über 50 Gemälden, darunter zahlreiche ikonische Schlüsselwerke, und rund 90 Zeichnungen sowie ausgewählten Arbeiten von befreundeten Zeitgenossen. Sie alle behandeln das neuartige Verhältnis von Mensch und Natur in Friedrichs Landschaftsdarstellungen.

Nicht nur Anfang des 19. Jahrhunderts wirkte er damit stilprägend, seine Werke inspirierten auch nachfolgende Generationen von Künstlerinnen und Künstlern und faszinieren ihr Publikum bis heute. Die Ausstellung wird daher auch zeitgenössische Positionen aus dem In- und Ausland präsentieren, die sich ebenfalls mit der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt auseinandersetzen. Sie veranschaulichen, wie aktuell der künstlerische Blick des Romantikers in Zeiten des Klimawandels ist.

Die Ausstellung der Hamburger Kunsthalle bildet den Auftakt zum Caspar-David-Friedrich-Festival. Anlässlich des Jubiläumsjahres widmen in der Folge auch die Alte Nationalgalerie in Berlin und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dem Künstler eine jeweils thematisch eigenständige Schau. Die drei Häuser verfügen über die bedeutendsten Bestände an Werken Friedrichs weltweit. Mit umfangreichen gegenseitigen Leihgaben werden die Ausstellungsprojekte mit jeweils unterschiedlichen Aspekten seines Werks möglich.

Exklusive Führungen für Abendblattleser in der Kunsthalle

Der „Wanderer“ ist seit über 50 Jahren Schlüsselbild der Kunsthalle: 1970 erwarb die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen (heute Stiftung Hamburger Kunstsammlungen) das 94,8 mal 74,8 Zentimeter große Ölgemälde vom Kunsthaus Bühler in Stuttgart; seitdem ist es als Dauerleihgabe in der Hamburger Kunsthalle, Sammlung 19. Jahrhundert. Der „Wanderer“ ist Aushängeschild und Publikumsmagnet. Darüber hinaus wird kaum ein anderes Motiv dieser Epoche so häufig reproduziert wie dieses. Jüngstes Beispiel ist die Modekollektion der Firma Closed, die ihn textil verewigt hat.

Dabei ist das Gemälde für das Œuvre Friedrichs eher ungewöhnlich: Zum einen handelt es sich um eines der wenigen Hochformate von seiner Hand, zum anderen hat Friedrich selten ein einzelnes Individuum so groß und unübersehbar in das Zentrum einer Bildkomposition gestellt. „Während die Rezeptionsgeschichte davon zeugt, wie sehr sich viele Betrachter bis heute in die Figur des Wanderers hineinzuversetzen versuchen, dürfte es Friedrich nicht vorrangig um eine solche Identifikation gegangen sein. Es ist daher vor allem eine Reflexion des Sehens, zu der uns Friedrichs ‚Wanderer‘ einlädt“, schreibt der Kunsthistoriker Johannes Grave.

Exklusive Führungen

  • Als Auftakt zum 75. Geburtstag des Hamburger Abendblatts bietet die Kunsthalle exklusiv für Leserinnen und Leser zusammen mit der Zeitung am 17. März kostenlose Führungen zum Abschied des „Wanderers“ an. An diesem Tag starten die Führungen zwischen 10.20 Uhr und 17.20 Uhr alle 20 Minuten und umfassen maximal 25 Personen.
  • Ab Montag, den 6. März, um 9 Uhr sind maximal zwei kostenlose Karten dafür pro Person aus dem Kontingent von insgesamt 550 buchbar. Erhältlich sind diese in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32 (Mo–Fr 9.00–18.00, Sa 10.00–16.00), und unter www.abendblatt.de/leserevents. Während des Buchungsvorganges muss die jeweilige Startzeit der Führung gewählt werden. Bei der Online-Buchung müssen die Tickets selbst ausgedruckt werden. Telefonische Bestellungen sind in diesem Fall nicht möglich.
  • Ablauf vor Ort: Die ausgedruckte Karte mit zur Kunsthalle bringen und pünktlich 15 Minuten vor Führungsbeginn im Foyer der Kunsthalle beim Hamburger Abendblatt anmelden. Nach Eintausch des Tickets gegen die Eintrittskarte werden die Gäste zum Guide der Führung geleitet. Nach der Führung haben Teilnehmer die Möglichkeit, mit ihrer Freikarte noch die gesamte Kunsthalle zu erkunden.