Hamburg. Die als gigantisches Show-Spektakel inszenierte Oper kommt im Februar 2024 nach Hamburg. Was die Gäste erwartet.
„Verdi für Hollywood-Fans“, lobte das Hamburger Abendblatt im Jahr 2004, als die Opernshow „Aida“ in der damaligen Color-Line Arena (heute Barclays Arena) zum Triumphmarsch blies. Es war ein gigantisches Spektakel im Stil der Sandalen-Epen der 50er- und 60er-Jahre Marke „Cleopatra“ oder „Ben Hur“: Zentimeterhoch war der Hallenboden mit Sand bedeckt, Palmen, Tempelmodelle und künstliche Seen bildeten die Kulisse für Sklaven, Soldaten und Priester im alten Ägypten. Sogar echte Pferde galoppierten durch das Rund.
Die Hamburger Symphoniker und der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor spielten und sangen in Giuseppe Verdis 1871 uraufgeführte Oper um die aus Äthiopien nach Ägypten verschleppte Königstocher Aida und Radamès, Heerführer des Pharaos. Arena-Opern waren seinerzeit extrem populär: Kaum war der Sand von „Aida“ aufgefegt, hielt auch schon mit „Carmen“ die nächste Einzug.
Barclays Arena Hamburg: Orchester und Chor wurden für „Aida“ neu zusammengestellt
20 Jahre später soll „Aida“ ein großes Comeback in der Barclays Arena feiern: Am 2. Februar 2024 begeht die Neuauflage ihre Weltpremiere in Hamburg und zieht anschließend durch 16 Arenen in neun Ländern. „Wir hatten seit Jahren immer den Gedanken im Hinterkopf, ,Aida’ wieder in die Arena zu bringen“, sagt Bernd Zerbin vom Veranstalter FKP Show Creations, einem Ableger des Hamburger Konzert- und Festival-Konzerns FKP Scorpio („Hurricane Festival“) bei der Präsentation der Show am Donnerstag in der Barclays Arena. Auch wenn die Neuauflage erst in knapp einem Jahr über die Bühne geht, laufen bereits die Proben und die Castings (gesucht werden noch männliche Stimmen), werden Choreographien einstudiert und die Orchester-Musikerinnen und -Musiker geschliffen.
Gerne hätte man auf ein bereits eingespieltes Ensemble wie 2004 die Hamburger Symphoniker zurückgegriffen, aber eine internationale Tournee wäre so natürlich unmöglich. Daher stellte der musikalische Leiter Michael Ellis Ingram, Kapellmeister am Mecklenburgischen Staatstheater, mit Musikerinnen und Musikern aus dem norddeutschen Raum für „Aida“ das 60-köpfige Hanseatische Symphonische Orchester neu zusammen. Dazu kommt der 40-köpfige Hanseatische Symphonische Chor unter der Direktion von Markus Popp. Und das ist nicht mal die Hälfte der Mitwirkenden auf der Bühne und im Orchesterabschnitt. 100 Tänzer und Tänzerinnen sowie Darsteller und Darstellerinnen aller Altersgruppen werden von Regisseurin Rian van Holland koordiniert.
Der Nil rauscht als blaues Tuch über das Publikum im Innenraum
Das ist eine beachtliche Menge Mensch, die musizieren, singen und spielen wird. Pferde sind dieses Mal keine dabei, dafür der Elefant „Ayana“. Natürlich kein Echter, aber ein lebensgroßer, durchaus überzeugend lebendig wirkender und von sechs Menschen gesteuerter Modell-Elefant, den der Hamburger Gestalter für dreidimensionale Effekte Marten Mathies Lojenburg entworfen hat.
„Wir kreieren eine bezaubernde ,Aida’ mit einem hochkarätigen, multidisziplinären Team von authentischen Kreativen. Eine dynamische Inszenierung und eine überraschende Verschmelzung verschiedener Theater- und Kunstdisziplinen, katapultieren diese wunderbare Operngeschichte in eine neue Dimension“, verspricht Rian van Holland. Das Wort „Spektakel“ fällt immer wieder bei der Vorstellung im Logenbereich der Arena, und als die Medienvertretenden nach Gesangseinlagen von Tenor Marvin Scott (Radamès) und Sopran Nina Clausen (Aida) in die Arena geführt werden, bekommt man schon eine Ahnung, was das Publikum erwartet.
Ein zehn Meter hoher Tempel bestimmt das Bild, auf den Landschafts- und Spielszenen projiziert werden. Chor und Orchester kommen zwar noch vom – am Vortag eingespielten – Band und nur knapp die Hälfte des schauspielenden Ensembles ist anwesend, aber Spektakel herrscht durchaus schon. Bespielt wird die komplette Arena, wer sich Karten für den Innenraum kauft, wird durchaus mal den Kopf verdrehen müssen – oder einziehen, wenn das blaue Wasser des Nils in Tuchform über die Köpfe hinwegrauscht. Bei der Arie „O patria mia“ werden alle in der Arena Teil der Show.
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Versprochen wird ein Spektakel für alle Sinne
Das alles ist nur ein winziger Ausschnitt der im Original drei Stunden langen Handlung. Was die Inszenierung, die Kostüme von Ilka Rönitz-Leyh und die Gewerke des künstlerischen Bauleiters Andreas Freichels und von Alex Brok (Licht und Ton) noch zu bieten haben werden, wird sich zeigen. Bühnen- und Veranstaltungstechnik haben in den Jahren seit 2004 gewaltige Fortschritte gemacht, was unter anderem „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Mehr! Theater verdeutlicht. „Wir haben die Oper entwickelt mit dem Wissen aus 2022“, sagt „Aida“-Produzent Jasper Barendregt, „auch das Publikum ist nicht mehr das gleiche wie vor 20 Jahren, als unsere erste ,Aida’ an den Start ging.“ Wichtig auf jeden Fall: Alles muss gut verpackbar und transportabel sein, um 348 Quadratmeter Fassaden und 573 Kostüme auch in anderen Städten zu zeigen.
Diese „Aida“ soll „ein Erlebnis für alle Sinne“ werden, auch für den Geruchssinn: Pro Show 20 Liter Parfüm, so der Plan, werden die Arena, wo es sonst nach Bier und Pommes riecht, nach dem alten Ägypten duften lassen.
„Aida“ Premiere Fr 2.2.2024, 20.00, Barclays Arena, Karten von 35,40 bis 260,40 im Vorverkauf; aida-opera.live