Hamburg. Jazz von und mit Django Bates im Kleinen Saal: Meist ein Vergnügen – nur die Gesangseinlagen hätten nicht sein müssen.
Django Bates ist ein sympathischer Typ, dem Publikum zugewandt und ja, manchmal mit einem dezenten Hang ins Verpeilte, wenn er wieder und wieder auf seine Setlist guckt, um sich zu erinnern, was er denn als nächstes spielen will. In den Kleinen Saal der Laeiszhalle ist er am Donnerstagabend im Rahmen der „Jazz Piano“-Reihe gekommen, die seit Jahren ein sehr treues Publikum hat. Hier sitzen Kenner, die Lust haben, sich auch auf weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler einzulassen. Etwa auf Django Bates, der zwar in der Szene seit Jahrzehnten einen exzellenten Ruf genießt, aber eben kein Star ist.
Django Bates: Einer, der einfach die Musik liebt
Sondern einer, der einfach die Musik liebt und vor allem für eines sorgen will: Eine gute Zeit abseits der Alltagsmühsal – nicht umsonst heißt eines der Stücke, das er an diesem Abend spielt, „My Idea Of A Good Time“. Und ein guter Abend ist das tatsächlich, weitgehend.
Schon der Opener „Flurry In The Desert“, der ein wenig an das Improvisationsspiel eines Keith Jarrett erinnert, hat Charme; lyrisch-verspielte Ausflüge wie „Sophie Detailed“ und „Iris“ zahlen ebenfalls auf den Wohlfühlfaktor ein. Und „What The World Needs Now Is Love“, die Verbeugung vor dem gerade gestorbenen Burt Bacharach, sorgt natürlich für den ultimativen Hach-Moment. So schön.
Django Bates könnte noch etwas an der Dramaturgie arbeiten
An der Dramaturgie könnte Django Bates allerdings noch ein wenig arbeiten. Dass der 62-jährige Brite für fast jedes Stück den Klavierhocker verlässt und vor ein Mikrofon am Bühnenrand tritt, um den nächsten Titel anzusagen, sorgt für unnötige Unterbrechungen des Feelgood-Flusses. Und die gelegentlichen Gesangseinlagen müssten ebenfalls nicht sein, auch nicht, wenn der Text zu einer der Kompositionen von seinem Sohn stammt. „Pianist, bleib bei deinen Tasten“, möchte man dem stolzen Vater da zurufen.
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Trotzdem: Am Ende gibt es viel Applaus und zwei Zugaben. Ein ganz anderes Bild als im März 2020, bei Bates’ letztem Hamburg-Besuch vor dem ersten Corona-Lockdown. Damals blieben große Teile des Publikums aus Sorge vor Ansteckung fern. Gefühlt ganz schön lange her.