Hamburg. Viele Berliner Produktionen kommen zum Festival. Wann der Vorverkauf beginnt – und auf wen sich das Publikum freuen darf.
Ein Festival zu planen, so fasst es Nikolaus Besch zusammen, bedeute zunächst auf Reisen zu gehen. 54 Theater-Produktionen hat sich der Intendant des Hamburger Theater Festivals, der über das Programm entscheidet, vorab angeschaut, und ist dabei ordentlich herumgekommen. Er war in Basel und Zürich, Salzburg und Köln, Hannover und Bochum. In die Auswahl geschafft haben es diese Bühnen allerdings nicht.
„Das stärkste Theater habe ich in Wien und Berlin gesehen“, resümiert Besch. Und von dort – erweitert um eine Vorstellung aus Dresden – kommen nun sechs der sieben Gastspiele, die in diesem Jahr das Festival ausmachen. Zwei Regisseure – Oliver Reese und Jan Bosse – sind sogar mit jeweils zwei Arbeiten abgebildet, mit Barbara Frey ist immerhin auch eine Regisseurin im Programm.
Hamburger Theater Festival: Publikum darf sich auf Bibiana Beglau freuen
Ihre Wiener Burgtheater-Inszenierung von Schnitzlers „Das weite Land“ wird das Hamburger Theater Festival eröffnen und ist hochkarätig besetzt. Das hiesige Publikum dürfte sich am Schauspielhaus, wo „Das weite Land“ am 16. und 17. Mai zu sehen sein wird, besonders über ein Wiedersehen mit Michael Maertens freuen, aber auch Bibiana Beglau, die im vergangenen Jahr mit Birgit Minichmayr eine sensationelle „Maria Stuart“ nach Hamburg brachte, ist dabei.
Und es lohnt ein Seitenblick auf den erst 27 Jahre jungen Burgschauspieler Felix Kammerer, der auch im gleich mehrfach Oscar-nominierten Kinofilm „Im Westen nichts Neues“ besetzt ist.
„Wir suchen Theater, das berührt und emotionalisiert"
„Wir suchen Theater, das berührt und emotionalisiert. Starke Stoffe, starke Regiehandschriften, herausragende Schauspielerpersönlichkeiten“, beschreibt Besch, der das Festival in diesem Jahr zum 15. Mal verantwortet, seine Kriterien. Für Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ vom Berliner Ensemble gilt all dies – insbesondere die Besetzung ist in Oliver Reeses Inszenierung eine Wucht: Stefanie Reinsperger, die im letzten Jahr in Antú Romero Nunes’ „Diener zweier Herren“ schon in einer Hosenrolle brillierte und die dem breiten Publikum als Dortmunder „Tatort“-Kommissarin bekannt ist, spielt den Bruscon.
Die Kritiken überschlugen sich nach der Berliner Premiere geradezu, die „FAZ“ schrieb über Reinsperger: „Sie ist die größte Kraftschauspielerin, die wir im Moment am deutschsprachigen Theater haben, eine Ausnahmeerscheinung.“ Da „Der Theatermacher“ nur einmal in Hamburg Station machen wird (nämlich am 1. Juni im Schauspielhaus) lohnt sich ein rechtzeitiger Kartenkauf.
Im Juni gibt es ein Wiedersehen mit Fritzi Haberlandt und Susanne Wolff
Die zweite Inszenierung, mit der Oliver Reese – nicht nur Regisseur, sondern auch Intendant des Berliner Ensembles – den Gastspiel-Reigen bereichert, ist zugleich dessen Finale: Max Frischs „Mein Name sei Gantenbein“, ein Solo mit Matthias Brandt (14. und 15. Juni, Thalia). „Mehr braucht es nicht für einen faszinierenden Theaterabend“, schwärmte die „Süddeutsche Zeitung“: „Einen guten Schauspieler, ein literarisches Werk, das einige prinzipielle Fragen stellt, und einen Regisseur, der genau hinhört.“ Klingt eigentlich ziemlich einfach.
Ein Wiedersehen mit den Schauspielerinnen Fritzi Haberlandt und Susanne Wolff (die einst gemeinsam am Thalia Theater engagiert waren) sowie ihrem Kollegen Bernd Moss (der seine Karriere am Deutschen Schauspielhaus begann) gibt es im Elfriede-Jelinek-Abend „Angabe der Person“ am 2. und 3. Juni. Die Inszenierung vom Deutschen Theater Berlin gastiert ebenfalls am Thalia, Regie führt Jossi Wieler, der für Jelineks „Wolken.Heim“ am Schauspielhaus einst zum Regisseur des Jahres gewählt worden war.
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Hamburger Theater Festival: Vorverkauf beginnt am Montag
Einen spannenden Vergleich bietet eine weitere Berliner Produktion an, in diesem Fall von der Schaubühne: Dort hatten Joachim Meyerhoff und Angela Winkler (die man dem Hamburger Publikum kaum näher erklären muss) mit Jan Bosses Romanadaption von Christian Krachts Bestseller „Eurotrash“ Premiere, kurz bevor das Stück Ende 2021 auch am Thalia in der Gaußstraße heraus kam. Tatsächlich steht auch Stefan Puchers Fassung noch immer im Spielplan, ein Doppelschlag bietet sich also an. Jan Bosses „Eurotrash“ gastiert am 9. und 10. Juni auf Kampnagel.
Einen Tag später kommt Christian Friedel mit seinem in Dresden entstandenen Theaterkonzert „Searching for William“ auf dieselbe Bühne. „Und dieser Abend ist so shakespearig wie nur irgendwas“, verspricht Nikolaus Besch. „Es macht einen irrsinnigen Spaß.“ Nochmal Shakespeare, nochmal Bosse: „Der Sturm“ mit Wolfram Koch, ist in einer Inszenierung vom Deutschen Theater am 13. Juni auf der großen Thalia-Bühne zu Gast.
Das Hamburger Theater Festival hat ein Gesamtbudget von einer knappen Million Euro, etwas mehr als die Hälfte kommt aus Spenden zusammen, der Rest vor allem aus dem Kartenverkauf. Der beginnt am kommenden Montag.
Karten gibt es ab 20. Februar an allen teilnehmenden Bühnen sowie unter www.hamburgertheaterfestival.de