Hamburg. In der Zauberstück-Kurzfassung übernimmt Zodwa Selele die weibliche Hauptrolle. Wann sie zum ersten Mal auf der Bühne steht.

„Wirklich, Auntie, bist du wirklich Hermine?!“ Zodwa Selele strahlt, als sie von der Reaktion ihrer zehnjährigen Nichte erzählt. Die nämlich ist, wie ihre Tante, ein großer Fan der „Harry Potter“-Saga. Und jetzt dann also gewissermaßen verwandt mit Hermine Granger – denn die Schauspielerin Zodwa Selele übernimmt zum Neustart der künftig eingekürzten Hamburger Produktion „Harry Potter und das verwunschene Kind“ die weibliche Hauptrolle, die bislang von Jillian Anthony gespielt wurde.

Am Mehr! Theater auf dem Großmarktgelände probt sie seit November für die Premiere der Kurzfassung, die mit der Hamburger Umstellung am 19. Februar dann – außer am Uraufführungstheater in London, wo nach wie vor der Director’s Cut gezeigt wird – an allen „Harry Potter“-Spielstätten weltweit läuft.

Harry Potter in Hamburg: Zodwa Selele war schon mal als Kandidatin im Gespräch

Schon bei den ersten Vorsprechen vor vier Jahren, die damals auf Kampnagel stattfanden, war Zodwa Selele als Kandidatin für den Part der erwachsenen Hermine dabei und kam in die Endrunde. „Als es nicht geklappt hat, war ich wirklich traurig“, erinnert sie sich. „Aber umso mehr habe ich mich diesmal gefreut!“ Anfangs sei ihr gar nicht bewusst gewesen, dass „Harry Potter und das verwunschene Kind“, in dem die Fortsetzung der berühmten Romanreihe erzählt wird, kein Musicalstoff, sondern eine Sprechtheater-Produktion ist.

Die Langversion hat sie vor der Dernière Anfang Januar einmal gesehen, und sie schwärmt von den Proben mit dem Ensemble. Das umfasst aktuell 47 Darsteller und Darstellerinnen, fast die Hälfte von ihnen sind neu dazu gestoßen. „Wir sind nicht nur in einen bestehenden Cast gekommen, sondern in eine Familie. Aber alle haben es uns einfach gemacht, unseren Platz zu finden.“

„Colorblind Casting“ ist ihr zwangsläufig ein Anliegen

Für Selele ist es die erste Sprechtheatererfahrung. Bislang hatte sie, die in der Begegnung jünger wirkt als 45 Jahre und ihre Ausbildung einst im ersten Jahrgang der Hamburger Joop van den Ende Akademy absolvierte, vor allem Engagements in Musicalproduktionen wie „König der Löwen“ oder „Sister Act“. Als die Rolle der Hermine 2016 in „Harry Potter and the Cursed Child“ in der Londoner Premiere mit der schwarzen, in Swaziland geborenen Schauspielerin Noma Dumezweni besetzt worden war, hatte diese Entscheidung vorab für Wirbel gesorgt, zum Teil auch für Widerspruch.

Bestsellerautorin Joanne K. Rowling stellte auf Twitter schnell klar: In ihren Büchern sei Hermines Hautfarbe nie eindeutig angelegt gewesen. Warum also könne sie nicht auch schwarz sein? Das ist sie seither – in allen Potter-Stücken weltweit.

Harry Potter: Selele pocht darauf, alle Rollen spielen zu können

Zodwa Selele hat diese Diskussion natürlich verfolgt – das, was man in der Branche „Colorblind Casting“ nennt, also die „farbenblinde“ Besetzung von Theater- oder Filmrollen, ist ihr zwangsläufig ein Anliegen. „Seit ich arbeite, poche ich darauf, alle Rollen spielen zu können.“

Immer wieder mit Erfolg: Auch als Brunhild und Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ stand Selele schon auf der Bühne. Sie wünscht sich, dass das Normalität wird, „nichts Exotisches“. Damit sich auch Kinder wie ihre zehnjährige Nichte auf der Bühne in den Figuren, die ihnen am Herzen liegen, wiedererkennen können.