Hamburg. Die angesagteste Rockband der Niederlande überzeugte die 400 Rock-Fans im Kiezclub. Warum die Band aber etwas angeschlagen aussah.
Was Greta van Fleet für die USA ist, war DeWolff um 2008 herum für die Niederlande: Blutjunge Teenager, die den Rock ihrer Großeltern für sich entdeckten und eine Band gründeten, um sich auf die Spuren von Cream, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Deep Purple, Pink Floyd, Allman Brothers und ihren Zeitgenossen zu bewegen. Nicht als Kopierkapelle, sondern mit einem eigenen Klangansatz und virtuoser Musikalität.
Konzertkritik: 400 Rock-Fans feiern DeWolff im Kiezclub
In der Heimat ist das aus Geleen stammende Trio mit Gitarrist und Sänger Pablo van de Poel, seinem trommelndem Bruder Luka van de Poel und Organist Robin Piso mittlerweile auf dem Star-Olymp angekommen, das aktuelle achte Album „Love, Death & In Between“ landete dieses Jahr an der niederländischen Chartsspitze.
Aber auch in Deutschland hat DeWolff bereits eine beachtliche Anhängerschaft, der Bahnhof Pauli unter dem Spielbudenplatz knirscht am Dienstag mit knapp 400 Rockfans in den Nähten und im Gebälk. Während die Vorband The Delissen Group aus Österreich mit melodiösem Bluesrock ihren erst zweiten Auftritt überhaupt sehr ordentlich über die Runden bringt, sichert DeWolff-Keyboarder Robin Piso den Ingwerschnaps-Nachschub für den Backstagebereich. Zu feiern wissen die Jungs also auch.
Kater Blau – DeWolff kam angeschlagen aus Berlin
Entsprechend angeschlagen sieht die Band auch aus, als sie, unterstützt von Tourbassist Levi Vis und den Sängerinnen Diwa Meijman und Kim Schulte auf die Bühne schleicht. Am Abend zuvor spielte die Truppe in Berlin, „wir sind daher etwas verkatert“, gibt Pablo van de Poel zu, „und wir haben auch keinen Schlagzeuger mehr.“
Sein Bruder schafft es dann aber doch noch mit kleiner Verspätung auf die Bretter und hinter die Kessel, und sobald der „Night Train“ als erster Song in den Bahnhof Pauli einfährt, sind die Entgleisungen der letzten Nacht vergessen. Sehr kompakt, auf den Punkt und gewitzt arrangiert fügt sich das Sextett bei den Songs „Heart Stopping Kinda Show“, „Will O’ The Wisp“ und „Sugar Moon“ zusammen, pendelt ohne das Gleichgewicht zu verlieren zwischen Psychedelic, Hardrock, Blues und Folk und zieht den Saal in den Bann. Bei „Double Crossing Man“ gibt es sogar Mitsingspiele.
Man versucht sich vorzustellen, was aus dieser Band geworden wäre, wenn sie in den frühen 70er-Jahren populär geworden wäre. Pablo van de Poel hat jedenfalls eine großartige Präsenz und ist sowohl als Sänger als auch an der Gitarre begnadet. Sein Talent an den Saiten kostet er auch entsprechend aus und lässt sich nach vielen der zwölf Lieder an diesem Abend wieder ein neues edles Altholz aus dem Hause Gibson reichen.
Lange Improvisationen erfordern Geduld des Publikums
Wer jetzt nicht so der Freund von Mucker-Mackertum ist, braucht stellenweise Geduld bei Soli und langen Improvisationen. Bei „Gilded (Ruin Of Love)“ verlassen Levi Vis und die Ladys die Bühne und das Gedaddel der drei Übrigen reicht, um sich in der Zwischenzeit „Der mit dem Wolf tanzt“ anzuschauen.
- Gardner bändigt seine Musiker, der Moderator die Zuhörer
- Egal wie eng es ist, hier muss einfach getanzt werden
- Ian Bostridge: Hauptsächlich Lauwarmes in der Laeiszhalle
Langfassung. Aber sie kriegen sich wieder ein und nach dem krachenden „Message For My Baby“ und 100 Minuten werden noch die Zugaben „Queen Of Space & Time“ und „Rosita“ versprochen. „Aber erst noch ein Astra Urtyp“, ruft Pablo, „ohne diesen Zaubertrank bin ich nur ein gewöhnlicher Sterblicher.“ Der Spruch des Abends!