Ein österreichisch-deutsches Drama in acht Teilen, das sich an Komik-Vibes versucht: Ist hier eigentlich irgendwas wirklich gut?

Schon wieder „Big Little Lies“ als Blaupause. Hatte man eben erst beim Elbblick-Villen-Soziogramm „Neuland“ und da insgesamt doch ganz gut. Jetzt also nicht Norddeutschland, sondern Salzburger Land, genauer Zollberg; ein fiktiver, extrem schnöseliger Ort, in dem immer noch oder wieder vier Freundinnen leben.

Eine Clique seit der gemeinsamen Schulzeit auf dem „Sophianum“, einer ganz ätzenden Eliteschule. Sie bereitet Schülern Seelenqual, alle paar Jahre bringt sich einer von ihnen um. Wie Balthasar, der Sohn von Franziska (Christiane Boj). Nach dessen tödlichem Fensterfall stirbt auch der sadistische Schuldirektor Paul Paulitz (Harald Krassnitzer), der einen Staudamm hinunterstürzt.

„Tage, die es nicht gab“: Cold-Case-Ermittler im Millionärsidyll

Drei Jahre später kommt die Cold-Case-Abteilung der Wiener Polizei ins Millionärsidyll. War es kein Suizid, sondern Mord? Insbesondere Miriam Hintz (Franziska Weisz) steht im Fokus des Ermittlerduos. Die Staatsanwältin war schnell am Tatort, als Paulitz starb.

Das kann man dann schon noch mal genauer anschauen, gerade, wenn der Tote der Bruder der Innenministerin ist. Da wird eine Fährte ausgelegt, es ist nicht die einzige in dieser Melange aus Krimi und Familiendrama. Sissy Höfferer als Kommissarin Elfriede Grünberger und Tobias Resch als ihr Assistent Leodolter versuchen, die Geheimnisse des von Tragik umwehten Reichen-Ghettos zu ergründen.

Ein Familiendrama mit großen und noch größeren Katastrophen

Vor ihnen und den Zuschauern entblättern sich in den Familien von Miriam (scheiternde Ehe, Kampf ums Sorgerecht für drei Kinder), Franziska (trauernde Mutter), von der unter dem Regiment der Firmenmatriarchin stehenden Unternehmerin Doris (Dina Amft) und der unter ihrem Drogen-Kid leidenden Inès Lemarchal (Jasmin Gerat) große und noch größere Katastrophen.

Der Achtteiler, der im vergangenen Oktober im ORF lief und ab 12. Februar in der ARD-Mediathek abrufbar ist, nimmt sich Zeit für die Seelenkunde des Ortes und seiner Bewohner, während sich fortwährend die Frage stellt, was wirklich am Staudamm geschah. Leider gibt es bei all dem ein massives Problem: In „Tage, die es nicht gab“ (Drehbuch: Mischa Zickler, Regie: Anna-Katharina Maier/Mirjam Unger) will praktisch gar nichts gelingen.

Verfehlt wäre es, das allein darauf zu schieben, dass die noble amerikanische Westküste wie in „Big Little Lies“, auf deren Ozean-Straßen schöne Frauen im Van cruisen und gemeinsam „Dreams“ von Fleetwood Mac“ singen, ehe sie den Gewalttäter umbringen und so weiter, vielleicht einfach das reizvollere Setting ist. In „Tage, die es nicht gab“ ist der Soundtrack meist eher mies, nämlich so typisch plätschernd wie es, tja, bei deutschsprachigen Produktionen im Öffentlich-Rechtlichen halt öfters mal ist.

„Tage, die es nicht gab“: Trutschig wie „Musikantenstadl“ und „Tatort“

Eine Form von visueller oder szenischer Gedrängtheit, ja Atmosphäre gibt es in „In Tage, die es nicht gab“ selten. Die Serie ist wie ein in Musikantenstadl-Trutschigkeit getauchter, schlechter „Tatort“ mit eckigen Dialogen, die tatsächlich aber smart und witzig sein sollen. Dann wieder stimmt der Beat dieser Serie nicht, diese schlechte Vermengung von Existenzdrama, Schicksalsschlägen und Krimistück. Die kurzen Rückblenden, die die lebenslang gewachsene Nähe des Viererbunds illustrieren sollen? Sind, wie so vieles hier, eine bloße Behauptung. Andere Szenen sind unplausibel, schlecht gespielt oder peinvoll, was Dialoge angeht: „Hast du mich je geliebt?“ – „Ja.“ – „Ja, was ist dann passiert?“ – „Uns ist unser Leben passiert.“

Stark ist die Serie allein dann, aber auch nur manchmal, wenn sie die Macht-Dynamiken von ineinander verhedderten Familienbeziehungen zeigt. Andreas Lust als charakterlich mehr als unsauberer Richter-Ehemann von Staatsanwältin Miriam ist in seiner Ruchlosigkeit gut anzuschauen. Aber man fragt sich trotzdem, ob Juristen so ekelhaft Swimmingpool-edel wie diese hier wohnen. Vielleicht tatsächlich in Österreich?

In der TV-Moderne konkurriert ein Unterhaltungsformat wie „Tage, die es nicht gab“ mit den vielen Streamingdiensten und ihren oft überdurchschnittlichen Angeboten, die immer schon, Gottlob, mehr vom Zuschauer fordern als emotional lauwarme, ästhetisch überwiegend reizlose, Plot-mäßig schlecht konstruierte und insgesamt langweilende Kost wie diese. Diese Produktion ist sehr offensichtlich auf ein großes Primetime-Publikum zugeschnitten und verkennt dabei, das dieses schon im Wandel begriffen ist, was Erwartungshaltungen angeht.

„Tage, die es nicht gab“ in der ARD-Mediathek, im TV in Doppelfolgen am 14.2., 21.2., 28.2. und 7.3., jeweils 20.15 Uhr