Hamburg. Theater, Museum, Kirche, Buchhandlung: Gemeinsam will man stärker sein und das Publikum aus der Post-Pandemie-Reserve locken.
Das, was direkt vor der eigenen Haustüre liegt, besitzt enormes Identifikationspotenzial. Im Sinne von: meine Bäckerei, meine Kneipe. Oder eben: mein Buchladen, mein Museum. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass für viele Menschen der Mikrokosmos wieder eine größere Rolle spielt“, sagte Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters.
Und um das Publikum nach der Pandemie wieder verstärkt zu animieren, hat er diesen nachbarschaftlichen Austausch nun enorm angekurbelt. Gemeinsam mit weiteren Institutionen des Viertels präsentierte er am Donnerstag die Idee einer Altonaer Kulturmeile – inklusive erster konkreter Termine.
Altonaer Kulturmeile: Initiative plant gemeinsame Formate
Über die äußerst kulturaffine Christianskirche, das Theater und das Altonaer Museum verläuft diese neue Allianz bis hinein ins Herz von Ottensen zur traditionsreichen Buchhandlung Christiansen. Und anstatt dass jede dieser Kultureinrichtungen separat darum buhlt, die Gunst der Gäste nach Corona wiederzuerlangen, laden die Initiatoren nun wechselseitig zum Besuch und planen gemeinsame Formate.
Den Auftakt macht diesen Sonntag (18 Uhr) eine Veranstaltung mit dem Hamburger Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort zu dessen Buch „Mutlose Mädchen“, die eben nicht bei Christiansen stattfindet, sondern im Café des Altonaer Theaters, zudem unterstützt vom Freundeskreis des Hauses. Jener wiederum kooperiert mit den Freunden des Altonaer Museums für eine neue Theaterreihe: In der Vierländer Kate mitten in der Dauerausstellung sollen Inszenierungen von besonderer Intimität stattfinden.
Als Erstes zu erleben ist da die Migrationsgeschichte „Kind aller Länder“ nach dem Roman von Irmgard Keun (19.2. und 26.3., jeweils 11 Uhr). Die Kulturmeile ist ein munteres interdisziplinäres Pingpong mit kurzen Wegen und hohem Nähefaktor.
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„Nach Jahren der körperlichen Distanz ist uns allen nach Kuscheln, nach Gesprächen“, sagte Schneider. Ziel der Altonaer Kulturmeile sei es zum einen, den jeweiligen Zielgruppen und Stammgästen neue Orte zum Entdecken anzubieten. Zum anderen solle aber auch die Lebendigkeit des Stadtteils betont werden. Daher sind ausdrücklich weitere Kooperationspartner erwünscht. Im Plenum waren dann etwa auch die Altonale und die Kreativgenossenschaft Neues Amt Altona vertreten.
„Es geht darum, bestehende Kontakte auf eine andere Ebene zu heben und sichtbar zu machen“, erläuterte Vanessa Hirsch, stellvertretende Direktorin des Altonaer Museums. Die Palette der Veranstaltungen zur Altonaer Kulturmeile zeigt sich dann auch so bunt wie das Quartier selbst: Von Themen wie Glaubensfreiheit bis hin zur leichten Unterhaltungskost (etwa mit Erfolgsautor Janne Mommsen). So sehr die Altonaer Kulturmeile noch im Entstehen ist, so sicher war sich Axel Schneider jedoch bei einem: „Das ist keine Eintagsfliege.“