Hamburg. Die Gewerbetreibenden wollen die Neugestaltung der unfallträchtigen Einkaufsmeile verhindern. Was sie befürchten und wie sie vorgehen.

Um sich gegen eine mögliche Umgestaltung der Waitzstraße zu wehren, machen die Gewerbetreibenden an der beliebten Einkaufsstraße in Groß Flottbek jetzt mit einer Unterschriftensammlung mobil.

Mit der von der Interessengemeinschaft (IG) Waitzstraße initiierten Aktion wollen die Geschäftsleute nach eigenem Bekunden gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden das Augenmerk der Bezirkspolitik auf die besondere Situation der „Waitze“ richten und einen kompletten Umbau der Straße unbedingt verhindern.

Waitzstraße trotz zweimaligen Umbaus noch gefährlich

Wie berichtet, hatte im Januar eine Unfallkommission die durch eine Fülle von Einparkunfällen bekannt gewordene Straße inspiziert und vor Ort zahlreiche Sicherheitsmängel festgestellt. Demnach drohe vor allem Passantinnen und Passanten an verschiedenen Stellen der Straße – trotz zweimaligen Umbaus – nach wie vor Gefahr durch außer Kontrolle geratene Autos.

Als Konsequenz werden bauliche Veränderungen entlang der Waitzstraße vorgeschlagen, die von einer Streichung der Schrägparkplätze auf der Nordseite bis zur Umwandlung in eine sogenannte Kommunaltrasse reichen, die von Privatfahrzeugen nicht mehr durchfahren werden darf.

Waitzstraße: Geschäftsleute wollen keine „Fußgängerzone“

Unterschriftenlisten liegen mittlerweile in den meisten Geschäften und auch Arztpraxen aus. Im Einstiegstext, der dem Abendblatt vorliegt, heißt es dort unter anderem: „Wir fordern die verantwortlichen Politiker im Bezirk Altona auf, die Schrägparkplätze in vollem Bestand zu erhalten und von der Einrichtung einer Fußgängerzone Abstand zu nehmen. Zur Erhöhung der Sicherheit der Straße sollen die bisher ungeschützten Bereiche nachgerüstet werden.“

Die „teilweise oder sogar komplette Streichung von Parkplätzen“ stelle eine massive Bedrohung für die Gewerbetreibenden (Einzelhandel, Gastronomie und Ärzte) dar und werde unmittelbar wirtschaftliche Folgen für Arbeitsplätze und Unternehmen haben, heißt es im Text. Geschäftsaufgaben und der Verlust des einmaligen Charmes der Waitzstraße und der regionalen Grundversorgung würden die Folgen sein. Zuvor hatte sich die IG schriftlich an alle Gewerbetreibenden vor Ort gewandt und gefordert. „Lassen Sie uns gemeinsam für die Zukunft der Waitzstraße eintreten und ein spürbares Zeichen in Richtung der Politik in Altona senden.“ Und weiter: „Wir als IG haben uns dazu entschlossen, der für uns alle dramatischen Entwicklung nicht tatenlos zuzuschauen.“

Waitzstraße: 500 Unterschriften gegen Umbau an einem Tag

Wie es aus Kreisen der IG heißt, seien innerhalb eines Tages rund 500 Unterschriften vor Ort eingesammelt worden. Arne Ehlers, Inhaber sowohl von Buchhandlung als auch Papierhaus J. Harder, sagte auf Nachfrage, dass in seinen beiden Läden binnen zwei Stunden bereits 115 Unterschriften geleistet wurden. „Manche kamen hier geradezu hereingestürzt, um zu unterschreiben“, so Ehlers.

Viele Kundinnen und Kunden seien angesichts der möglichen Umgestaltungspläne geradezu bestürzt gewesen. „Das ist hier nun mal nicht Ottensen, und man kann von den Menschen hier nicht dieselbe Art von Mobilität erwarten“, so Ehlers. IG-Sprecher Andreas Frank sagte, dass die Waitzstraße ein lebendiges Quartier sei und auch bleiben wolle, in dem man auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, willkommen heiße.

Waitzstraße bald auch im Wirtschaftsausschuss des Bezirks Thema

Unterdessen scheiterte am Mittwoch ein Versuch der Altonaer SPD, das Thema auch im bezirklichen Wirtschaftsausschuss zu besprechen, da ein zugeladener Mitarbeiter des Bezirksamts kurzfristig erkrankt war. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Altonaer SPD-Fraktion, Patrick Müller-Constantin, kündigte an, den Vorstoß wiederholen zu wollen, sodass das Thema in einem der kommenden Ausschüsse, voraussichtlich im März, auf die Tagesordnung kommt.

Zu den angedachten Plänen für die Waitzstraße wollte sich Müller-Constantin inhaltlich nicht äußern, da die Politikerinnen und Politiker zunächst genauere Einblicke in die Untersuchungsergebnisse bekommen müssten. Er sagte allerdings, dass es das gute Recht der IG sei, Aufmerksamkeit für die Probleme der Geschäftsleute zu erzeugen und einen Dialog zu fordern. Es gelte, den besonderen Charme der Waitzstraße zu erhalten. „Wir dürfen hier keinen Kulturkampf Auto contra Fahrrad führen“, so Müller-Constantin.

Wie berichtet, wird sich Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) mit Vertreterinnen und Vertretern der IG Waitzstraße zum Gespräch treffen – voraussichtlich Ende Februar.