Hamburg. Direktor Milan Ther stellt das Programm vor. Schwerpunkt der Ausstellungen: Die Pandemie und die Auswirkungen auf Kunstschaffende.

Wie hat sich die Pandemie auf die Kunstschaffenden ausgewirkt? Was bedeutet es, wenn das Lehren und Erlernen von Kunst nicht durch persönliche Begegnung, sondern ausschließlich digital stattfindet? Und wie kann das Vertrauen in künstlerische Institutionen (wieder) gestärkt werden? Diesen Fragestellungen widmet sich Direktor Milan Ther mit seinem ersten eigens entwickelten Ausstellungsprogramm im Kunstverein Hamburg für das laufende Jahr.

Den Start wird „The Educational Web“ am 31. März machen, wobei das Wort Web sich nicht auf das Internet bezieht, sondern ein Gewebe von Wissen meint, ein Zusammentreffen von Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen. Dafür ist Ther auf die Suche nach Entstehungsorten von zeitgenössischer Kunst außerhalb der großen Akademien gegangen, um „neue Räume für Diskurse zu öffnen, der Akademie den Rücken zu kehren in Form einer Akademie“. Von Künstlerinnen und Künstlern initiierte Plattformen aus Berlin, London, Lissabon, St. Petersburg, Alexandria und anderen Orten werden ihre selbst ausgewählten Arbeiten präsentieren.

Kunstverein Hamburg: Für ein Projekt wird die Gebäudefassade künstlerisch gestaltet

Mit dabei ist etwa die Raw Material Company in Dakar, deren künstlerische Leiterin Koyo Kouoh die Triennale der Photographie 2022 in Hamburg verantwortete. „In einem Projekt wird es um die Archäologie der Gegenwart gehen, um die Geschichtsschreibung der zeitgenössischen senegalesischen Kunst mit ihren kolonialen Bezügen“, so der Direktor, der im Frühjahr sein „Einjähriges“ am Klosterwall feiert. Zur Ausstellung wird ein großes Symposium in der Stadt veranstaltet sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten.

Am 8. September zeigt der Kunstverein die deutschlandweit erste Einzelausstellung der Britin Ima-Abasi Okon (Jahrgang 1981). Die in London und Amsterdam lebende Künstlerin schafft raumgreifende Installationen aus Klang, Video und skulpturalen Elementen. Darin setzt sie sich mit der Bedeutung von Sprache und Symbolen in kulturellen Kontexten auseinander, beleuchtet, inwiefern diese Geschmacksurteile beeinflussen und Zugehörigkeit stiften.

Für die Hamburger Ausstellung sind eine ortsspezifische Arbeit und Interventionen geplant, die auf die Geschichte Hamburgs, auf die koloniale Vergangenheit der Stadt sowie ihre Nachwirkungen in der Gegenwart verweisen. Dazu gehört die teilweise Umgestaltung des Ortes: Ornamentierte Gitter an der 55 Meter langen Außenfassade des Gebäudes sollen die Themen Sicherheit, Herkunft und Klima verhandeln.

Info: www.kunstverein.de