Hamburg. Till Steffen, Niels Annen und Metin Hakverdi diskutierten beim Neujahrsempfang über die anstehende Erneuerung des Museums.
Dass der Neujahrsempfang, zu dem der Freundeskreis des MARKK am Mittwochabend ins Restaurant Okzident geladen hatte, kein gewöhnlicher werden würde, wurde schon mit der Einladung klar: Vielmehr solle der Abend eine Danksagung sein – vor allem in Richtung politisches Berlin, so der Vorsitzende Reinhard Behrens, der am Abend ergänzte: „Heute ist alles anders. Wir haben 132 Millionen Euro bekommen.“
Dies sei das Resultat einer „enormen fachlichen Kraftanstrengung“ von Direktorin Barbara Plankensteiner und ihrem Team, die das Haus „zu einem gesamtdeutschen attraktiven Museum“ gemacht hätten. Behrends dankte auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) für seine tatkräftige Unterstützung bei diesem Projekt sowie Finanzsenator Andreas Dressel.
Für die beachtliche Finanzierung, die das vor 110 Jahren eröffnete und mittlerweile denkmalgeschützte Museum erhält, sind im Wesentlichen aber drei andere Hamburger verantwortlich: Till Steffen, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion und Obmann, Niels Annen, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Metin Hakverdi, Bundestagsabgeordneter der SPD und unter anderem Mitglied des Haushaltsausschusses.
Rückgabe der Benin-Bronzen wichtiges internationales Signal
Alle drei erschienen und diskutierten auf dem Podium mit der Direktorin über die nun bevorstehende Zeitenwende an der Rothenbaumchaussee: „Das neue MARKK wird in den Stadtteil und die ganze Stadt ausstrahlen und auch national wie international sehr stark wahrgenommen“, so Annen. Nicht zuletzt sei die Restitution der Benin-Bronzen an das Herkunftsland Nigeria, die am 30. November 2022 per Senatsbeschluss besiegelt wurde, ein wichtiges Signal auch für andere ethnologische Museen weltweit.
Hakverdi erklärte, wie es zu dieser Summe, deren Genehmigung vermutlich „einmalig in seiner Laufbahn“ sein werde, überhaupt kam. Dazu müsse feststehen, dass sich Bund und Land gleichermaßen beteiligen, in diesem Fall jeweils 61,5 Millionen Euro. Vom MARKK wünschte er sich, dass „die aktuell geführte Debatte um Identitäten zivil geführt“ und dafür Raum gegeben werde. Barbara Plankensteiner und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünschte er, dass sie „bei all den Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten nicht durchdrehen“.
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Nachhaltiges und energiesparendes Arbeiten sei wichtig, betonte Till Steffen, aber dies wollten derzeit ja die allermeisten Kulturinstitutionen. Der überzeugendste Punkt, um den Geldfluss Richtung Rotherbaum zu lenken, sei gewesen, dass das Museum sich inhaltlich komplett neu ausrichten will. Er habe kurzum das MARKK als „Gegenmodell zum Humboldt-Forum“ ausgerufen, so der Jurist.
Perspektivwechsel hin zu einem postkolonialem Museum
Das im Berliner Schloss untergebrachte und im Herbst vergangenen Jahres vollständig eröffnete Universalmuseum, das die Kulturen der Welt präsentieren will, wird vor allem für den Kolonialcharakter seiner Afrika-, Südsee- und Ostasien-Ausstellungen kritisiert. Spannend sei beim MARKK der „Perspektivwechsel hin zu einem postkolonialen Museum, das nicht mehr von oben herab auf den sogenannten Globalen Süden blickt“. Stattdessen wolle man auf Augenhöhe miteinander arbeiten, was sich bereits jetzt in vielen Ausstellungsprojekten zeige.
Barbara Plankensteiner gab im Anschluss konkret darüber Auskunft, wie sie ihr Haus umbauen will – „möglichst rasch, es soll kein Projekt für die nächsten zehn Jahre werden“. Aber die Modernisierung werde umfassend sein: „Wir brauchen neue Räume, neue Zugänge, neue Inhalte.“
Nach einer Studie des Architekturbüros Hoskins, die spezialisiert sind auf historische Bauten, sollen alle Bereiche barrierefrei gestaltet, die Dauerausstellung erneuert, die Flächen für Sonderausstellungen und Vermittlungsangebote vergrößert, der Hörsaal modernisiert werden. Im Foyer mit Garderobe, Shop und Gastronomie soll die Aufenthaltsqualität erhöht werden, ebenso das Arbeitsumfeld für das Kollegium. Außerdem wünscht sie sich einen „künstlerischen Kommentar zu dem kolonialen Gebäude, in dem wir uns befinden“.