Hamburg/Berlin. Das Museum am Rothenbaum bekommt die Mittel für eine umfangreiche Modernisierung und Neukonzeption der Ausstellung.
Enorme Geldspritze für das Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK): Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat heute Vormittag beschlossen, 61,5 Millionen Euro für eine umfangreiche Modernisierung des ehemaligen Völkerkundemuseums bereitzustellen. Hamburg wird sich voraussichtlich in gleicher Höhe an Aus- und Umbau des markanten, denkmalgeschützten Baus aus dem Jahr 1912 an der Rothenbaumchaussee beteiligen.
Museum Hamburg: MARKK soll aufwändig modernisiert werden
Darum geht es: Auf der Basis einer von dem Architekturbüro Hoskins Architects erstellten Studie soll das Gebäude nach heutigen technischen Anforderungen modernisiert werden und barrierefrei erreichbar sein. Geplant ist ein von außen zugängliches Café und die Neugestaltung des Eingangsbereichs.
Herzstück der Modernisierung ist die Neukonzeption der Dauerausstellung sowie eine Vergrößerung der Sonderausstellungsflächen. Thematischer Schwerpunkt des MARKK ist die Auseinandersetzung mit der Zeit des Kolonialismus und dem Umgang mit Exponaten aus dieser Zeit. Auf Initiative von MARKK-Direktorin Prof. Barbara Plankensteiner hat der Senat in dieser Woche eine Eigentumsübertragung der bislang in Hamburger Besitz befindlichen sogenannten Benin-Bronzen auf den westafrikanischen Staat Nigeria beschlossen.
Hamburger SPD-Abgeordneter setzte sich für Förderung des Museums ein
„Das MARKK hat Großes vor. Der Bundesanteil in Höhe von 61,5 Millionen Euro unterstützt dies ausdrücklich“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi. „Die Finanzierung ist auch in Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit von Direktorin Plankensteiner und ihrem gesamten Team erfolgt.“ Hakverdi, einziges Hamburger Mitglied des Haushaltsausschusses, hatte sich besonders für die Förderung eingesetzt.
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„Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr wir uns über diese Nachricht freuen. Dass 110 Jahre nach der Eröffnung des Museums eine inhaltliche und bauliche Modernisierung realisiert werden kann, ist der wichtigste Moment in der Geschichte des Hauses“, sagte MARKK- Direktorin Plankensteiner. „Mit großer Begeisterung und viel Schwung werden wir an der neuen und dekolonialen Zukunft dieser wichtigen Institution arbeiten, an ihrer weiteren Öffnung und Zugänglichkeit für die Stadtgesellschaft und weit darüber hinaus.“
Für Kultursenator Carsten Brosda (SPD) ist die finanzielle Unterstützung des Bundes eine „große Bestätigung“ für die konsequente Arbeit an der Neuausrichtung des MARKK, die der Senat mit der Berufung von Barbara Plankensteiner kulturpolitisch begonnen habe. Brosda: „Hier wird ein attraktiver Ort für die Kulturen und Künste der Welt entstehen.“ Vorgesehen sei auch ein Ausbau des internationalen wissenschaftlichen und künstlerischen Austauschs.
„Das MARKK will sich umfassend modernisieren"
„Das MARKK gehört zu den bedeutendsten ethnographischen Museen Europas und ist eine wichtige Begegnungsstätte für Menschen aller Kulturen. Es hat weit über Hamburg hinaus Maßstäbe bei der aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Vergangenheit gesetzt“, sagte der Eimsbütteler SPD- Bundestagsabgeordnete Niels Annen. „Mit einer baulichen Erneuerung, einer Grundsanierung und einer Neugestaltung der Dauerausstellung soll das Museum zukunftsorientiert und publikumsfreundlicher werden“, sagte Annen, der sich ebenfalls für die Finanzierung eingesetzt hatte.
„Das Museum am Rothenbaum will sich umfassend modernisieren. Barrierefrei, energiesparend und mit modernen Ausstellungsräumen. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass sich der Bund daran beteiligt. Und das tut er“, sagte der Eimsbütteler Grünen-Bundestagsabgeordnete Till Steffen. Der Bundestag würdige, dass sich das Museum auf einen sehr spannenden Weg begeben habe. „Vom kolonialen Völkerkundemuseum zu einem modernen postkolonialen Museum, das den Dialog der Kulturen auf Augenhöhe fördert“, sagte Steffen.
Dauerausstellung soll geschlossen werden
„Ich freue mich sehr, dass wir trotz angespannter Haushaltslage einen wichtigen Beitrag für die Kulturstadt Hamburg leisten können. Das MARKK zeigt mit seiner Neuausrichtung Respekt für die vielfältigen Kulturen der Welt und setzt mit seiner in Europa einzigartigen ethnographischen Sammlung und der kritischen Reflexion hierüber Maßstäbe“, sagte die Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Ria Schröder, die darauf hinwies, dass auch die Musik.Werk.Stadt des Hamburger Konservatoriums 4,6 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt erhält.
„Vorbehaltlich weiterer Beschlüsse von Senat und Bürgerschaft kann ich für die Stadt zusagen: Wir wollen zeitgerecht die notwendige Kofinanzierung sicherstellen“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Nach den derzeitigen Planungen soll die Dauerausstellung des Museums für die umfassenden baulichen Maßnahmen im Herbst 2026 geschlossen werden.
Museum Hamburg: MARKK leidet unter Temperaturanstieg
Eine besondere Herausforderung stellen die schon jetzt in dem Gebäude spürbaren Folgen des Klimawandels dar. In dem Museum ist keine aktive Kühlung installiert, sodass die Temperaturen im Sommer von Jahr zu Jahr steigen. Offen ist noch, wie die „richtigen klimatischen Bedingungen“ (Studie) hergestellt werden können. Die vollständige Wiedereröffnung der Dauerausstellung ist für Herbst 2031 geplant.