Hamburg. Der Vertrag wurde am Freitag im Rathaus unterschrieben. Ein Drittel der Benin-Bronzen soll aber in der Stadt verbleiben.

Die Stadt Hamburg hat am Freitag die ersten geraubten Benin-Bronzen an Nigeria zurückgeben. Zuvor wurde im Rathaus der Vertrag zur vollständigen Eigentumsübertragung und zur Rückgabe der 179 Bronzen aus dem ehemaligen Königreich Benin mit einem Schätzwert von 60 Millionen Euro unterzeichnet.

„Die heutige Rückgabe der Benin-Bronzen ist ein besonderer Meilenstein der gemeinsamen Verhandlungen zwischen Hamburg und der Bundesrepublik Nigeria“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Der heutige Tag dürfe aber kein Endpunkt sein, sondern solle den Auftakt zu einem vertieften kulturellen Austausch zwischen Europa und Afrika bilden.

Hamburg gibt Benin-Bronzen zurück: Nigeria spricht von „Zeitenwende“

Yusuf Maitama Tuggar, Botschafter der Bundesrepublik Nigeria, bezeichnete die Rückgabe der Benin-Bronzen als „Zeitenwende“, die ein neues Kapital in den Beziehungen zwischen Afrika und Europa aufschlage

Abba Isa Tijani, Generaldirektor der Nationalen Behörde für Museen und Denkmäler, sagte: „Die Rückgabe bedeutet uns sehr viel.“ Deutschland habe Nigeria nicht kolonialisiert und die Kunstschätze entwendet. „Aber heute tut Deutschland das Richtige, weil sie gesehen haben, dass diese Objekte illegal entwendet wurden.“ Dies sei eine großartige Botschaft auch an andere Ländern.

Baerbock und Roth geben geraubte Kunstschätze persönlich in Nigeria zurück

Es wurde außerdem vereinbart, zwei Drittel der Kunstschätze in naher Zukunft zurückzugeben. Ein Drittel der Objekte soll als Leihgaben im Museum am Rothenbaum verbleiben. Die Bronzen schmückten einst den Herrscherpalast des Königreichs Benin, dessen Gebiet heute zu Nigeria gehört.

1897 plünderten britische Truppen den Königshof. So gelangten Tausende Kunstschätze über Europa in die Welt – auch in Hamburger Museen. In diesem Sommer hatten sich die Bundesrepublik und Nigeria auf einen Weg zur Rückführung der geraubten Objekte geeinigt.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth reisen an diesem Sonntag gemeinsam mit mehreren deutschen Museumsdirektorinnen und -direktoren in das westafrikanische Land, um mit der persönlichen Rückgabe der wertvollen Bronzetafeln und -skulpturen ein Zeichen der Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit zu setzen. Das teilte der Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin mit.

Baerbock und Roth wollen in der Hauptstadt Abuja zunächst insgesamt 20 Benin-Bronzen aus deutschen Sammlungen zurückgeben. Dass der Restitutionsflug noch in diesem Jahr realisiert werden könne, sei der guten Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Städten und Museen zu verdanken, sagte der Sprecher. Es zeige auch, wie ernst Deutschland es mit der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit meine.

Bisher waren mehr als 1100 der Benin-Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte, die neben Bronze auch aus Elfenbein und anderen Materialien gefertigt sind, stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.